Spalatin an Heinrich von Einsiedeln

Gottes Gnad und Frid in Christo, Ernuester, gestrenger, günstiger Her vnd Guatter. Euch thue ich hiemit freundlicher meynung zuwißenn, daß ich in sachen, die Ee bey euch belangend, nicht vnterlaßen hab, neben meinem geringen bedencken auch mit andern dauon zuhandeln, vnd befind allerley darinn. Weil aber fürnemlich das für eine Hinderung derselben Ee fürgewendet wirt, das Jorg Hoffler vnwitzig sein soll; so ist mit vleis zu betrachten, ob der Jorg Hoffler so gar vnwitzig sey oder nicht. Dann wenn er ein schlecht mensch wer, vnd nicht gar vorwitzig, auch one das sich eines weibs nicht massenn kunt, so besorg ich, diß hindernis mocht nicht gnugsam sein, die furgenommene Ee zuverweren. Es weren denn sonst auch andere Vrsach vorhanden. Darum wer nochmals zuraten, in den dingen nicht zu eylen, sondern sie allenthalben genugsam, auch an andern enden zuuerhoren laßenn. Damit nyemands aufgelegt moch werden, das man das Werck wolt verhindern, das gut vnd christlich sein solt. Dann euch zu dinen, bin ich willig. Domit wunsch ich euch vnd allen den euern alle christliche Wolfart. Datum Freytag nach Oculi Anno Domini 1527.

Georgius Spalatinus

Johann Erhard Kappen
Kleine Nachlese
Einiger, größten Theils noch ungedruckter,
Und sonderlich
zur Erläuterung
Der
Reformations-Geschichte
nützlicher Urkunden
Anderer Theil
Leipzig
Bey Joh. Friedrich Brauns, sel. Erben, 1727.