J. Brenz an Dietrich von Gemmingen.

Gnad und frydt von unserm Herren Jesu Christo. Amen. Edler und vester Juncker, jr tragt gut gewissen, das die herlich gnad gottes in Jesu Christo das ist seinem ewigen Wort zu unsern zitten nicht uss unserem verdienst, sunder uss lauterer aigener angeborner kostfreyhait mer dan vor vyle Jaren an hellen Tag gestalt hat. Nun aber der Sathan des claren lichtz unleidlich newe Irrsal dem Wort nachteylig erwecket, er kan ja nit ruh haben, wo man mit dem wort wyderficht. So hats jn auch uff aller seytten byss hieher misslungen; es halfen ihn nicht bapslich bullen, keyserlich mandat, so hats jm auch jtzund durch der bauerischen uffrur, dem Wort zuwyder erweckt, nit wellen von Stat gon: was solt er thon? er hat auch ein Ecklen gefunden, do hyn er fleucht, laeuft den Sacramenten zu, Vermeint damit auch dass Wort, so ausserlich ist, und den gantzen eusserlichen Cristum zu boden stossen. Es wirt jm on zwiffel die kunst felen. Demnach, edler und vester Juncker, wil ich ewer veste kurtzlich, aber doch cristlich myn meynung von dem nachtmal Christi erzelen, nicht darmit einen zwyfel an ewer veste arckwone (dan ich an euch ain unwandelbarlichen glauben uff das wort durch vil ursachen erkenne), sunder dass jr auch myns glaubens grundt erkennet.

Zum ersten mag ewer vest wol ermessen, was hynder dem sacramentisch geist stecke, der im anfang seiner handlung nit mit. im selbs eins ist; den uss disen dreyen Worten: das ist myn lyb, daran die houptsach hangt, sein algeradt drei sekten entstanden. Ainer zeucht das wörtlin das uff den leyb und nit uff das brott, als Carolstatt. Der ander balgt sich mit dem Wörtlin ist, das muss jm bedeutten haissen, als Zwingling thut; der dritt, nemlich Oecolampadius, stelt sich uff das Wortlin leyb, unnd sagt, es soll ausgelegt werden fur ein figur oder zeychen des lybs. Wiewol die zwen letsten fast mit aym stimmen, so sind sy doch wyder den ersten, vermaynen, sy habens bass getroffen. Nun acht ich, ewer Vest sey wol kundt, das Carolstads meynung der geschrifft untreglich sey, die andern aber wellen sich mit der art der geschrifft beschonen, darum lass ich den Carolstatt fallen und nimm die andern für die handt.

Zwinglius wil, das ist soll haissen bedeut, wurdt darzu bewegt uss andern geschrifften. Nun ist es nit mynder, ist wurdt offt fur bedeuten in der geschrifft verstanden, aber nit alwegen, sunder zu syner zitt, nemlich so die geschrifft ein trom oder glychniss usslegt, nemlich Genesis am 41. Cap. die syben faysten ochsen syn (das ist: sy bedeutten) die syben faisten Jar; und Mathei am 13. Cap.: der acker das ist (bedeut) die welt; wo aber die geschrifft nit uslegt trom und glychnus, so lasst sie alwegen das Ist in synem aigen angebornen werdt ston. Als nemlich an dem nachtmal Christi wurdt kein trom oder glychnus usgelegt, dan das sy beid, Zwingly und Oecolampadius usserhalb der usslegung ains troms oder glychnus zwei spruch, ain uss Exod. am 12. den andern uss 1. Corinth. 10. Cap. einfuren, da das ist ein bedeutten soll haissen, thun sy der geschrifft gewalt.

Zum ersten stet es also geschriben Exodi am 12.: Um ewer lenden solt ihr gegurdet seyn und ewere schuh an ewer fussen haben und stab in ewern henden, und sollt mit eyl essen, dan es ist des herrn passah (oder ybergang). Sych, sprechen sy, ist muss hie bedeutten haissen, dan das osterlamp oder die wyss dasselbig zu essen ist nit sunder bedeut dass passach oder ybergang. Aber sye sehen nit, dass hernach die geschrifft sich selbs usslegt und lasst das ist in seynem naturlichen werdt, legt aber das wertlin passach uss sprechendt: wan ewer kinder fragen, was haben Ir da fur ain dienst, solt jr sagen, es ist das opfer passach, unnd nit: es bedeut das passach, in dem ersten spruch als vyl sy als das opffer passach. Zum andern sagt Paulus 1. Corinth. 10.: sie trancken von dem felsen gaistlichen, der jnen nach volgt, der felss aber ist Christus. Den spruch furen sie fast für den houptspruch jrer meynung, dan sie achten, Es mög hie nit anders seyn und durch das ist verstanden werden dan bedeutten; aber sy thun dem wort Pauli gewalt. Es stet clar gnug hie: sie trancken von dem geystlichen felsen; der geystlich fels ist selb Christus, der leiblich fels bedeut wol Christum. Aber Paulus redt nicht hie von dem leyblichen: sie trancken von dem geistlichen felsen. Auch sprechen sie, lucas und paulus sagen von dem kelch: das ist der kelch des newen testaments, der kelch aber sey nit das new testament, sunder bedeut es. Sie solten ein wenig bass daruff gesehen haben, dan dass hie ein new testament wurdt genant, das legen die andern Evangelisten Mattheus und Marcus uss, sprechend: das ist das blut (nit die figur) des newen testaments. Das sin fast die höchsten gründt, daruff der wydderpartey meynung stet, aber wie gemes der geschrifft angezogen, ist schon offenbar. Kürtzlich Christus nimpt das brott und spricht: das ist mein leip, spricht nit: das ist die figur mins leyps. Er hett ja auch die sprach gekundt, wan er meynet, es wer ein figur seyns leybs, er würde es wol clar gnug gesprochen haben, es wer ein figur. Nun ist es niemantz verborgen, dass das wort uns gott und all syn gütter heym tregt, nemlich dies wort: Ich bin die Urstendt, das leben und die warheit, hat die art an im, dass uns heimtregt die ganz urstendt, das gantz leben; also auch hat Christus uns seyn leib und blut geschenckt und zu eigen geben in seynem leyden. Wer tregt aber uns solche schenck und gab heim, wer theilts uns mit und gibts uns zu eygen? Das wort thut es, Nemlich der leip ist fur uns gegeben, oder Ich gib mein leip fur euch und vergiess mein blut fur euch Das wort, dieweyl es ein wort Christi der warhait ist, muss es on zweyffel war sein. So es nu war ist, muss es uns je den leip cristi und das plut heimtragen, wie auch Oecolampadius selbs nit leugknet. Gleych wie dis wort: Ich bin das liecht, tregt uns warlich das liecht heim, Und diss wort: Ich verzeyh dir die sund, tregt uns warlich verzeyhung der Sund heim. Solt dan dis wort: Ich gib mein leip fur euch, nit auch uns mogen heimtragen sein leiplichen leip, der fur uns geben, ist je nit ein gaistlicher leip fur uns geben, sunder ein leiplicher. Nu so das wort: Ich gib mein leip fur euch, allein solchen gewalt hat, den waren leip cristi uns heimtzutragen, wolt es dan nit glychen gewalt haben, So es deuttet uff das brot sprechendt: Nempt, das ist mein leip, der fur euch geben wurdt: Was solt jme das brot fur ein craft nemen? Dartzu sagen wir nit, das wir den leiplichen leyp Cristi leiplich essen, Sunder wir essen das brot leiplich, aber den leiplichen leip essen wir gaistlich, das ist mit dem glauben. Dan zu mererem verstand reden wir also davon. Der kaysser gibt seinem Richter ein stab und spricht: Nim, das ist der gewalt zu richten. Nun ist der stab, als er ein steck ist, ein zeichen des Richters. Aber alsbald er das wort hat (Nim hin, das ist der gewalt zu richten), So ist es nit ein zeychen des gewalts, sunder der gewaldt selbs, Nit als ein steck, sunder als er das wort des kaisers hat.

Also auch brot als brot beteut cristum. Aber dieweyl das brot des nachtmals das wort hat (das ist mein leyp), so ist es der leip nit als brot, Sunder als es das wort hat.

Das wort thuts, am wort ligt es, nit am brot. Das wort hat den leip, das wort tregt den leip zu dem brot, und wie wir das wort essen, so essen wir auch den leip. Das wort wil geistlich gessen sein, So muss man je den leip auch geistlich essen. Das gaistlich essen nimpt aber dem brot nichts, Es lasst dannocht das brot den leip sein. Gleychwie der glaub petri Cristo hat lassen fleisch und plut bleyben und hats geistlich gessen, also bleipt das brot, in dem es das wort hat, der leip Cristi und will doch der leiplich leyp geistlich gessen sein. Wir horn auch das Evangelium und mussens gaistlich annemen. Aber das gaistlich annemen nimpt darumb nit dem Eusserlichen wort des Evangelii, das es nit mer leiplich oder buchstablich sey.

Es werden wol auch etlich veter herfur gezogen, so sagen, das brod beteud den leip und sey nit der leip. Es sein aber dargegen auch, die clerlich sprechen, Er sey nit allein die figur des leips, sunder sey selbs der leyp. Aber uff die veter ist nichts zu bawen, sunder uff geschrifft.

Paulus spricht, wer es unwirdig ess, der Ess das urtail, darumb das er nit unterscheid den leip Cristi, sag nit die figur des leips.
Das ist kurtzlich der grund meins glaubens. Und wo e. v. nit gnug wer geschehen, wil ich euch das selbig wo jrs begert mit merern worten darthon. Bit auch ewer vest wel hyrin Maister Martin von fürfeldt hören; wyr haben uns der sache hiezwischen nit wenig underzogen, on zwiffel nit unnutzlich. Item nit merer, dan gebyttendt zu mir als ewerem willigen zu aller zeit. Der fryd des herren sy mit euch. Amen. Datum zu Hall. Fritag nach Lucae anno XXV.

E. Veste williger und gehorsamer

Johan Brentz, prediger zu Hall.