Luther, Martin – An Johann Rühel, 5. Juni 1525

Dem Achtbarn, Hochgelahrten Herrn, Johann Rühel, der Rechten Doctor, meinem günstigen Herrn und freundlichen lieben Schwager.

Gnade und Friede in Christo. Ich sende euch, lieber Herr D. und Schwager, euer Copei und Abschrift des Briefs, so ich an M. Gn. Herrn, den Cardinal zu Halle, geschrieben; welche, so sie seiner Kurfürstl. Gnaden gefällt, ich wohl leiden mag, daß sie durch weiter Abschrift oder Druck ausgebreitet werde; doch nicht ehe denn meine Handschrift Sr. Kurfürstl. Gnaden uberantwort, und ihr von derselben Sr. Kurfürstl. Gnaden merkt, daß sie ihr gefalle, wenn ihr dahin kommet.

Und ob Se. Kurfürstl. Gnaden abermal würde sagen, wie ich zuvor auch gehöret hab, warumb auch ich nicht nähme, der ich Jedermann dazu reize: sollet ihr antworten, daß ich immer noch gefürchtet, ich sei nicht tüchtig gnug dazu. Doch, wo meine Ehe Sr. Kurfürstl. Gnaden eine Stärkung sein möchte, wollt ich gar bald bereit sein, Sr. Kurfürstl. Gnaden zum Exempel vorher zu tragen, nachdem ich doch sonst im Sinn bin, ehe ich aus diesem Leben scheide, mich in dem Ehestande finden zu lassen, welchen ich von Gott gefordert achte; und sollts nichtweiter denn eine verlobte Josephsehe sein. Hiemit dem lieben Gott befohlen. Grüßet mir eure Heva mit ihren Jüngern. Am Pfingstabend, anno 1525.

Martinus Luther

Deutsche Luther-Briefe
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J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
C. F. Amelangs Verlag
Leipzig
o. Jahr