Luther, Martin – An Friedrich Mecum

Meinem achtbaren Bruder im Herrn Friederich Mecum, Evangelisten und Diener Christi, meinem theuersten Freunde.

Gnad und Friede im Herrn, welcher sagte: Ihr werdet Drangsalen hier nieden haben, aber in mir wird Euch Friede werden; seyd getrost. Ich überwand die Welt! Ich schreib also an Euch, mein lieber Friederich, ein Unbekannter zu einem Unbekannten, um Euch mitzutheilen des Trostes, so viel mir immer im Herrn geworden ist.

Da also die Welt überwunden ward, so muß ja nothwendig alles, was ohne Christi Beystand, ohne Rücksicht auf ihn unternommen wird, von der Art seyn, daß es nur dem Scheine nach die Oberhand zu gewinnen das Ansehen habe, in der That aber in und mit Christo besieget ist, so daß alles im Siege verschlungen seyn wird, wenn die Welt wird vergangen seyn, und diese ihre Gestalt mit ihr. Und daß dieses gewiß geschehen wird, daran können wir nicht zweifeln, die wir Christum kennen. Ich flehe zu ihm, daß Euch sein Geist anrege, seine Kraft ermanne, mit allen den Eurigen. Verharret, mein bester Friederich, im Herrn.

Mittwoche nach Misericord. Dom. 1525. [3.5.]

Euer
Martin Luther

Quelle:
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.