Luther, Martin – An Urban Regius, Prediger in Augsburg, ohne Datum 1524.

Auf der Rückseite des ersten Blattes:

Lieber Herr Urban, bitt euch, wollet diesen gegenwärtig Sermon fleißig lesen von meinetwegen und auch zu eurer Unterweisung, damit ihr euch nachmals ganz und gar wendet von den verstorben Heiligen auf Christum, welcher allein unser Mittler, Trost und Heil ist, in welches namen allein selig müssen werden all glaubig Menschen. Non enim est aliud nomen sub sole, in quo nos oporteat salvos fieri. Es hilft hie weder Maria, noch Johannes, noch Petrus, auch nicht Franciscus Benedictus. Es ist der einig Christus, da bleibt auf, der ist der Eckstein und Grundfest unser Seligkeit. Fundamentum aliud nemo potest ponere praeter id quoad positum est, quod est Christus Jesus. Derhalben ist mein Bitt, wollet bleiben bei dem Gewissen und, das ungewiß ist, lassen fahren. Heilige hin, Heilige her, wir sein all Heilige in Christo, so wir das anders glauben. Denn in Christo kann nichts Unreines, noch unheilig sein; es ist alles durch ihn geheiligt. Er will nicht allein sein; denn er spricht durch den Propheten: Honorem meum alii non dabo. Thut nun, was euch lieb ist. Lebt wohl.
Mart. Luther

Am Ende:

Wie nun, lieber Herr, meinet ihr nit, er habs getroffen? Derhalben seht euch wohl für, daß ihr euch nit ein Abgott macht. Seht euch wohl für, daß ihr euch nit verlaßt auf eins ander Gebet, viel minder auf die Heiligen, die verstorben sein. Dann tempus acceptum ist aus mit ihm. Es steht also 2. ad Corinth. geschrieben: Tempore accepto audivi te. Und Paulus ermahnt uns, daß wir ja die Gnad Gottes nit hin fallen lassen.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke, Bd. 53

Quelle:
Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke. Drei und fünfzigster Band: Vierte abtheilung Vermische deutsche Schriften Erster Band. Frankfurt a.M. und Erlangen, Verlag von Heyder & Zimmer. 1853