Jakob von Salza – Privat-Schreiben des Bischofs Jakob von Salza an Johannes Heß.

Dem verehrten Herrn Johann Heß, Doktor der Theologie und Kanonikus der Kreuzkirche zu Breslau.

Jakob von G. G. Bischof von Breslau. Gruß im Herrn. Verehrter, aufrichtig gelibter-. So wie vorher persönlich, so wünschen wir jetzt abwesen und ermahnen Euch, daß ihr nach der von Gott verliehenen Gnade das Predigtamt, wozu Ihr in der Stadt Breslau berufen seyd, übernehmt, und es nicht durch menschliche Rüchsichten verleitet, ablehnt, indem Ihr bedenckt, daß das dem Herrn vorzüglich angenehm seyn muß, was er selbst, während er auf Erden lebte, verrichtete, daß es heilbringend ist, weil allein auf seinem Wort unser ganzes Heil beruht. Darum verrichtet es und predigt das heil. Evangelium, damit selbst diejenigen, die bisher nicht errötheten, Ketzereien zu verbreiten, Irrthümer zu verpflanzen, falsche Lehre auszustreuen, die Schwachen zu verletzen, Ruhe und Frieden zu beunruhigen, die Liebe zu verlassen, die Einheit zu zerspalten, den Gehorsam der Untergebenen gegen die Obern zu vertilgen und das Evangelium des Friedens, der Einheit und der christlichen Brüderschaft zu einem Evangelium des Krieges, der Zwietracht und des Zankes theils aus Hoffnung des Gewinnes, theils aus Begierde nach Volksgenuß mit dreuster Stirn umzukehren, damit diese aus Eurer gesunden evangelischen Lehre erkennen, daß sie Verirrte sind, damit sie gesundern Sinn annehmen und sich zu Christo bekehren. Nichts Beßeres und uns Angenehmeres könnt Ihr in dieser Zeit thun. Lebt wohl.

Gegeben Neiße, 1523 im September.

Quelle:
Reformations-Geschichte der Haupt- und Pfarrkirche zu St. Maria Magdalena in Breslau
von Johann Wilhelm  Fischer
Breslau 1817, bei Wilibald August Holäufer.