Luther, Martin – An Georg Spalatin (2.9.1518)

Heil! Ihr schreibt, mein lieber Spalatin, es wären einige, die unsern Durchlauchtigsten Fürsten bei Himmel und Erde anzuschwärzen suchten; Lieber, was für Ungeheuer sind das? Ich wünsche von Herzen, daß das um meinetwillen nicht geschehe. Wie ich immer gesagt habe, so sage ich noch. Ich begehre nicht, daß unser unschuldigster Fürst hierinnen das Geringste thue und meine Sätze vertheidige, sondern daß ich Allen dargeboten und vorgeworfen werde, die wider mich handeln oder schreiben wollen. So hoffe ich, daß er thun werde, es sei denn, daß er ohne seine Ungelegenheit Gewalt wider mich verhindern könnte. Kann er das nicht, so soll alle Gefahr mein sein. Ich hoffe, daß ich das, was ich zu vertheidigen vorgenommen, schön vertheidigen werde, zu Trotz, wie ich mit Christi Hülfe rühmen darf, aller Tomisten Meinungen. Werde ich auch der Gewalt weichen müssen, so doch der Wahrheit ohne Schaden. –

Gehabt euch wohl im Herrn und laßt euch den Philippus, den vortrefflichsten Griechen und gelehrtesten Mann, aufs beste befohlen sein. Sein Auditorium ist voll Zuhörer, zumeist alle Theologen, die besten mit den mäßigen und geringsten macht er begierig nach der Griechen Sprach und Weise.

Wittenberg am 2. September im Jahr 1518.

Bruder Martin Luther.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867