Seinem Hausarzt Textor widmete Calvin den Kommentar zum zweiten Thessalonicher-Brief.
Calvin und sein Hausarzt.
Dass du in der Wissenschaft deines Berufes hervorragst, ist das Urteil derer, die etwas von der Sache verstehen. Ich habe stets die pünktliche Treue und deinen Eifer, sei es in Behandlung der Krankheit, sei es in genauer Auskunft darüber, als deine höchste Tugend angesehen. Besonders in der Wiederherstellung und Bewahrung meiner Gesundheit habe ich stets so eifrige Aufmerksamkeit an dir wahrgenommen, dass leicht festzustellen war, dass du nicht so sehr einem Menschen Rechnung trügest, als vielmehr das Gemeinwohl der Kirche Gegenstand deines fürsorglichen Eifers sei. Ein anderer könnte vielleicht meinen, deshalb hätte er dir gegenüber geringere Verpflichtung, weil es nicht nur ihn persönlich angehe. Ich aber fühle mich dir doppelt verbunden, weil du, ohne im Geringsten eine Beziehung persönlicher Freundschaft zu vernachlässigen, auch für mein Amt, das mir lieber als mein Leben sein muss, ebenso besorgt warest. Außerdem mahnt mich die Erinnerung an meine verstorbene Frau täglich daran, wie viel ich dir schulde, nicht nur weil sie durch deine Hilfe öfters Erleichterung fand, einmal auch von schwerer, gefährlicher Krankheit wiederhergestellt wurde, sondern auch, weil du in ihrer letzten Krankheit, durch die sie uns entrissen wurde, es an keinem Versuch, keiner Mühe und Anstrengung, ihr zu helfen, fehlen ließest. Weil du dir nun kein anderes Honorar von mir geben lässest, so will ich, um meine Liebe zu dir dankbar zu bezeugen, diesen Kommentar dir widmen.
Genf, 1. Juli 1550.