Gnad und Fried, ehrbare, liebe Jungfrau Hanna. Euer Schrift hab ich empfangen, und, wie ihr begehrt, euer angefangene oder zugesagte Ehe helfen fleißiglich fördern, beide bei Herr S. von K. und andern, so rathschlagen würden, daß mit Fug und Glimpf fortgehe. So weiß Gott, daß, so viel an mir liegt, ich viel geringer Sachen aufs Allerwilligst Jedermann wollt fördern, so ich etwas dazu tüchte. Und höre nicht ungerne, daß ihr zum Ehestand trachtet. Aber solche Sachen kann ich im Abwesen gar weder sonst, noch so urtheilen. Denn weil es mehr denn ein Menschen betrifft, hat es Gott verboten, auf eins Theils Ansuchen urtheilen; denn ich hierin, gleichwie ihr selbs auch, nicht acht Adel oder Unadel. Ein Mensch ist des andern werth, wo sie nur Lust und Liebe zusammen haben, damit sie der Feind nicht betrüge.
Sollet derhalben keinen Zweifel haben, wo es dazu kömmet, daß ich dabei binl oder darumb gefragt werde, das Beste reden will, und Fug und Glimpf allenthalben helfen fördern. Denn weil ich spüre, daß ihr Lust dazu habt, soll es meinthalben (wo sonst daran Niemand Nachteil geschieht,) unzurissen und unverhindert sein. Allein sehet zu, daß ihr Gottes Segen auch suchet, daß nicht eitel Liebebrunst, sondern auch seiner Gnaden Gunst dabei sei: den ich euch wünsch gnädig zu sein mit eurem lieben Buhlen, Amen. Zu Wittenberg, Montag nach Lucia, Anno 1525.
Martinus Luther
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