Melanchthon an den Senat von Nördlingen, 9.2.1543

Gottes Gnad durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum, unsern Heiland zuvor. Ehrbare, Weise, fürnehme, günstige Herren. Zeiger dieser Schriften ist Magister Wolfgangus Vogler von Gotha, welchen wir E. W. angezeigt, daß er zu Regierung der Schul tüchtig; der er sehr wohl gelahrt in Latein und in der ganzen Philosophia. Und wiewohl wir selbsten E. W. gern einen ältern gesandt, so haben wir doch aus besondern Bedenken diesen vielen andern vorgezogen, derwegen, daß er sittlich und friedlich, auch züchtig und ernst ist, und doch nicht störrig. Denn vielmehr ein sittiger und züchtiger zu haben, denn ein störriger, unzüchtiger, ob er gleich alt und gelahr wäre. Wollen also diesen frommen, gelahrten und friedsamen Magistrum Wolfgangum befehlen, und bitten, E. W. wollen sich günstiglich gegen ihn erzeigen.

Er stellet auch nochmals zu E. W. Bedenken, was E. W. seinethalben schließen werden; denn wir nit endlich mit ihm geschlossen, wie auch solches uns nicht gebühret, wünschen aber von Herzen, daß der ewige Gott zu seinem Lob und zu vieler Besserung und Seligkeit, löbliche christliche Schulen erhalten und sehen wolle, daß er auch den Regenten Gnad gebe, solchs nöthige Werk zu fördern, und E. W. zu dienen sind wir willig. Der ewige Gott Vater unsers Herrn Jesu Christ bewahre E. W. Kirchen und Staat allezeit. Datum Witteberg den 9. Tag Februarii, anno 1543.
E. W.
willige
Philippus Melanthon.
Melchior Fend.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen V.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1838