Gnad und Friede M. adres Hengl Prediger an unserer Gemeine, bat mich, mein lieber Herr Lorenz, euch schriftlich im Herrn zu ermahnen, daß ihr doch nicht das Amt des Wortes zu Amberg verlasset. Ich thu dieses recht herzlich gern, zumalen ich vernehme, daß das Volk euch lieb gewonnen und euch durchaus haben will. Zwar hör ich, daß billige Ursachen euch zu diesem Entschluß vermochten, daß der Pastor allda euch hinterlistigerweise von der ausspendung der Taufe verdang. Allein uns kömmt es zu, des Teufels Kniffe zu kennen, und darauf zu sehen, daß wir nicht unterliegen dem Bösen, sondern im Guten das Böse überwinden, nicht von ihm überwunden werden. Satan geht mit ganz was andern um, als euch von jener Taufhandlung zu entrücken. Er möchte nämlich euch entfernt wissen, damit er so das Wort erstickte. Allein um wie viel geringer ist nicht das Unheil, nicht zu taufen, als nicht zu predigen.
Ich betheuere euch also durch Christum, daß Ihr in euerem Gewissen einem künftigen Stachel vorbeuget, und nicht zugebet, daß Satan seines Triumphes froh werde, denn er wird jauchzen und frohlocken, wenn er euch aus einer so wichtigen Gemeine vom Dienste des Worts hinausdrängt, und dadurch in der Kirche zu Amberg groß Uebel und Aergernuß anrichtet, und nun seiner Bosheit freyer Lauf gelassen wird. Machet also, daß Ihr durch Duldung ihn in seinen boshaften Entwürfen mit Schande schlaget, und die Ehre seines Triumphes zernichtet. Das wird euch selbst in der Folge Trost und Freude gewähren. Ihr würdet nie die Seutzer aushalten, die Ihr euch, wenn Ihr so hinweg zöget, häusen würdet. Der Herr lenke Euer Herz, daß Ihr das heilsamen meines Rathes einsehen möget. Amen! Den 4. Jenner 1543.
Euer
Martin Luther