Luther an den Rath von Torgau

6.5.1533

Den Ehrsamen und Weisen, Burgermeister und Rath zu Torgau, meinen gunstigen Herrn und guten Freunden.

Gnad und Fried in Christo. Ehrsame, weise, lieben Herrn und gute Freund! Es hat mich M. Johannes Dachau, Euer Stadtkind, gebeten, umb diese Schrift an Euch zu thun, und angezeigt, daß Ihr geneigt wärt, ihm sein Stipendium, so er bisher gehabt, länger zu reichen, so er Furschrift von mir ausbrächt. Weil es denn nach meinem Verstand nit ubel angelegt ist und sonst kein Hinderniß nit hat, denn daß es geordnet ist uf etliche gewisse Jahr einem zu reichen, halt ich, man konne in solchem Fall ihm, daß sein Studium zu bessern und zu vollenden, noch wohl ein Zeit reichen, sonderlich weil es Euch nit wider ist und darzu geneigt seid. Bitt derhalben, wollt ihn meiner Furbitt seiner Hoffnung und Euer Vertrostung nach lassen genießen. Hiemit dem lieben Gott befolhen. Ich hab mit frembder Hand müssen schreiben meins Kopfs halben, das wollt Ihr zum Besten kehren. Datum Wittemberg am 6. Mai 1533.

D. Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Neunter Band.
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1903