Melanchthon, Philipp – An den Rat von Danzig

3. Dezember 1550

Den Ernvesten, Erbaren weisen vnd furnemen herrn Burgermeistern vnd Radt der löblichen koniglichen Stadt Dantzik, meinen gunstigen herrn.

Gottes gnad durch seinen eingebornen Son Jhesum Christum vunsern heiland vnd warhafftigen helffer zu vor/ Ernveste Erbare weise gunstige herrn/ Eur Ernveste vnd Erbarkeiten bitte ich vleissig dise meine schrifft gutwilliglich anzunemen/ in betrachtung das ich vnd andere so die Jugent in christlichen vnd andern notigen künsten vnterweisen sollen/ schuldig sind jngen armen discipeln, da gute hoffnung zu haben, furderung zu thun/ bitte derwegen E. Ernveste vnd Erbarkeiten zu wissen, das in diser vniuersitet ein junger knab ist, mit namen Josias Menius welches vatter ein schul zu Dantzik trewlich regirt hatt, derselbig Josias ist von gott mit naturlichen gaben ingeuii seer wol geziret, jn schreiben vnd latein zu reden fein wol geschickt, vnd ist suchtig vnd gottfurchtig/ dweil ehr nu kheine menschliche hullf weiss, denn Eins Ernvesten vnd Erbarn Rades zu Dantz mildikeit, dweil sein vater die jugent zu Dantzik mit grosser arbeit vnd nutzlich vnterwisen hatt, bitt ich, vnd ehr/ vnd ich neben jhm, Ein Ernvester vnd Erbarer Radt zu Dantzik wolle ihm vmb gottes willen eine jarliche hulff zum studio vff ettliche jar verordnen. Dise Eur Ernveste vnd Erbarkeit wollthat, wirt duch gottes gnaden wol angewant sein, denn das jngenium ist gut, vnd hatt ein loblichen anfang/ Ich habe seine latinische schrifften gesehen, die seer schon gestellet sind, vnd ist nicht zweifel der allmechtig gott gibet fur solche wolthaten seine gaben der reichlichen, friden vnd selige Regirung, wie vnser heiland der son gottes spricht, wer dem geringsten vnder den meinen vmb der laht willen, Einen trunk wasser gibet/ der wirt belohnung empfangen/ So erbitet sich auch gedachter Josias der loblichen stadt Dantzik vor allen andern zu dienen/ der allmechtig gott woll/ Ewr lobliche Stadt/ Ewr Ernveste vnd Erbaren personen/ vnd die Ewrn gnediglich bewaren vnd Regiren/ datum witteberg 13 Octobris Anno 1550.

Ewr Ernveste vnd Erbarkeit
wiiliger
Philippus Melanthon.

Zeitschrift für Kirchengeschichte
herausgegeben von
D. Theodor Brieger und Lic. Bernhard Bess.
XIX. Band
Gotha,
Friedrich Andreas Perthes
1899

Pancratius Klemme an den Rat von Danzig

Dis sind meine beschweer, die ich einem Erbaren Rathe ubergeb, vnd bitte demuttichlichen ein Erbar Stadt wolde szo weit mogelich were, einen trost und radt gebenn und reloveren.

Zum Ersten beklage ich mich der mannichfeldigen zufelle meiner gebrechen und krankheiten, also das ich mich besorge mit der zeit vieler vorscheunisse in meinem ampt.

Zum Andern beschwere ich mich auch in meinem gemutte, das ich so lange zeit mit groser arbeit und zubrengung meiner gesuntheit one frucht vnd effect gots wort geprediget habe.

Zum dritten prickelt mich mein gewissen, das ich nicht so clar mag ausreden und straffen den mißbrauch gots worts und seiner sacrament und des falschen gots dynsts, welches doch eyn teil die busse ist die sunde vnd irtumb anzuzeigen.

Zum vierden ist nicht eyne kleine weklagung bei fielen gotseligen, und sonderlichen bei den dienern des worts, das in einer Christlichen gemein szo zwespeldichlichen gots wort gepredigt wirt und vieler gewissen irre gemacht werden.

Zum fünfften habe ich offte vormals einen Erbaren radt gebeten vmb einen holffen im meinem ampt der gantzen gemeine zum besten, aber nichts gefolget.

Zum sechsten begere ich von einem Erbaren rath, so mich goth schwechete, also das ich mein ampt nicht weiter treiben konde, wolde mich mit einer zimelichen vorsorgunge versichern.

Zum siebenden gehet mir auch zu hertzen die mannichfeldige beschwerung vnd vnbequemikeit der stadt vnd sonderlichen eines Erbarn radths, und wie man sagt, das solchs meiner person halben mererteils herkommen solde.

Zum achten bekomert mich nicht ein wenick das meinen saweren schweiz vnd arbeit solde meinen armen vnd gebrechlichen blutvorwanthen abgerawbeth vnd entzogen werden dorch die monche vnd widerstreber gots vnd aller warheit.

Dis alles bitte ich demüttichlichen wolde ein Erbar Radth zum besten mir deuten; got weiß, meine groze noth dringt mich und nicht trotz oder frevel oder vuebermut.

Pancracius Prediger.

Der Prediger Pancratius
Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte Danzigs
von
Dr. Theodor Hirsch,
Professor am Gymnasium zu Danzig
Danzig,
L.G. Homann's Kunst- und Buchhandlung
1842