Luther, Martin – An Kaspar Müller

26. Mai 1526

Dem Ehrbaren und Fursichtigen Caspar Müller, Gräfl. Kanzler zu Mansfeld, meinem gunstigen Herrn und Freunde.

G. und F. in Christo. Gerne thät ichs, daß ich M. G. Herrn zu Gevattern bäte, aber ich scheu des Prangens, das man mir würde zumessen, als der ich mich mit einem Mönchen- und Nonnenkinde so wollt herfurthun, und große Herrn zu Gevattern haben: darumb will ich hienieden bleiben, und bitte euch, daß ihr M. G. H. Kanzler, Caspar Müller genannt, von meinetwegen wollt bitten, daß er sich demuthigen wollt, und so mir Gott die Frucht bescheret, sich derselben annehmen und geistlicher Vater mit sein, daß sie zum Christentum möcht geboren werden. Ich kann aber die Zeit nicht stimmen, so würd es zu lang, daß ich nach der Geburt einen Boten sollt senden; wo es aber gefällt, so nehmt einen, der euer Person vertrete, doch daß ihr den Namen und die That habet. Die Wehmutter rechnet mir umb St. Johannis Tag, und das stimpt auch con tempore conceptionis. Ich habe gerechnet nach dem ersten Fühlen, aber es hat mir gefeihlet; denn sie hat nun über zwanzig Wochen gefühlet. Hiemit Gott befohlen. Sonnabends nach Pfingsten, 1526.

Martinus Luther.

Deutsche Luther-Briefe
In Auswahl
von
J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
C. F. Amelangs Verlag
Leipzig
o. Jahr

Luther, Martin – Hochzeitbrief an einige Freunde. 1525

Dem achtbaren hochgelahrten, erbarn und fürsichtigen Johan Rühel, der Rechten D., Johan Thür, Caspar Müller, Canzler, meinen lieben Herren und Freunden sämtlich und sonderlich.

G. u. F. i. C. Welch ein Zetergeschrei, lieben Herren, hab ich angerichtet mit dem Büchlein wider die Bauren! Da ist alles vergessen, was Gott der Welt durch mich gethan hat. Nu sind Herren, Pfaffen, Bauren, alles wider mich, und dräuen mir den Tod. Wolan, weil sie denn tol und thöricht sind, will ich mich auch schicken, dass ich vor meinem Ende im Stande, von Gott erschaffen, gefunden, und nichts meines vorigen papistischen Lebens an mir behalten werde, so viel ich kann, und sie noch töller und thörichter machen, und dass alles zur Letze und Ade. Denn es mir selbst ahnt, Gott werde mir einmal zu seiner Gnade helfen.

So hab ich auch nu aus Begehren meines lieben Vaters mich verehlicht, und um böser Mäuler willen, dass nicht verhindert würde, mit Eile beigelegen, bin willens auf Dienstags über 8 Tage, den nächsten nach S: Joh. Bapt., eine kleine Freude und Heimfahrt zu machen. Solchs hab ich euch als guten Freunden und Herren nicht wollen bergen, und bitten, dass ihr den Segen helft drüber sprechen. Und dieweil die Läufte also stehen und gehen izt in den Landen, hab ich nicht durft euch dazu bitten, und zu fodern zu erscheinen. Wo ihr aber von gutem Willen selbst woltet oder köntet samt meinem lieben Vater und Mutter kommen, mögt ihr selbst wol ermessen, dass mirs eine besondere Freude wäre, und was ihr mitbrächtet von guten Freunden zu meiner Armuth wäre mir lieb. Ohn das ich bitte, mich solches bei diesem Boten zu verständigen.

Ich hätte auch meinen gnädigen Herren Graf Gebharden und Adelbrecht davon geschrieben, habs aber nicht dürfen wagen, weil ihr Gnaden anders, denn mit mir zu thun haben. Ist aber vonnöthen was drin zu thun, und euch gut dünkt, bitte ich euer Bedenken mir zu eröfnen. Hiemit Gott befohlen, Amen.

Zu Wittenberg am Donnerst. N. Trin. Anno 1525

Mart. Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Deutsche Schriften theils vollständig, theils in Auszügen Ein Denkmahl der Dankbarkeit des deutschen Volkes im Jahr 1817 zur würdigen Feier des dritten Jubelfestes der protestantischen Kirchen herausgegeben von Friedrich Wilhelm Lomler, Hofdiaconus in Hildburghausen Zweiter Band Gotha, in der Beckerschen Buchhandlung 1816