Luther, Martin – An Else von Kanitz, v. 2. Mai 1527.

Aus Cod. Closs. bei De W. III. 170

Der Ehrbarn und Tugendsamen Jungfrauen Elsen von Kanitz, itz zu der Eiche, meiner lieben in Christo Freundin.

G. u. F. in Christo Jesu. Ehrbare, Tugendsame Jungfrau Else, ich habe euer lieben Mühmen Hanna von Plausig geboten schriftlich, daß sie euch wollte zu mir schicken eine Zeit lang; denn ich gedacht eur zu brauchen, junge Maigdelein zu lehren und durch euch solch Werk andern zum Exempel anzufahen. Bei mir sollt ihr sein zu Hause und zu Tische, daß ihr keine Fahr noch Sorge haben sollt, so bitte ich nu, daß ihr mir solchs nicht wollet abschlahen.

Ich höre auch, daß euch der böse Feind mit schweren Gedanken anficht. O liebe Jungfrau, laßt euch solchs ihn nicht erschrecken; denn wer hiier den Teufel leidet, der darf eben dort nicht leiden, es ist ein gut Zeichen. Christus hat auch solchs alles gelitten und viel heiligen Propheten und Apostel, wie der Psalter wohn anzeigt. Drumb seid getrost und leidet solche Ruthe vom Vater gerne, er wird euch auch wohl davon helfen in seiner Zeit. Wenn ihr kommet, so will ich euch weiter davon sagen. Hiemit Gott befohlen, Amen.

Zu Wittemberg, Dornstags nach Agap. 1527

Quelle:
Dr. Martin Luther’s vermischte deutsche Schriften Nach den ältesten Ausgaben kritisch und historischc bearbeitet von Dr. Johann Konrad Irmischer Deutsche Briefe. Erster Band. Frankfurt a. M. und Erlangen, Verlag von Heyder & Zimmer. 1853