Gottes Gnade durch seinen eingebohrnen Sohn JEsum Christum, unsern Heiland, un d wahrhafftigen Helfer zuvor. ERbare, Weyse, Fürnmehme, Günstige Herren. Die Agend Eurer Christlichen Kirchen hab ich gelesen, und befinde nicht, das etwas darinn ströflich sey: allein die Wort: Raumlicher Gegenwertigkeit möchten vonn argwöhnigen Leuten übel gedeutet werden, darum auch die Praefatio eine Erklärung thuet. Nun bedenck ich das dieselbige lange Erklärung bey argwöhnigen Leuthen mehr beschwerlicher Reden bringen werde, habe derowegen ein andere Praefation gemacht mit weniger und gemeiner Worten. So nun E. Erbarkeit meine Form der Praefatio besser gefallen würde, mag sie Ew. ERbarkeit gebrauchen. Dieweil auch dieselbigen weitleuffigen Wort Zanck bringen, mögen E. Erbarkeit bedencken, ob sie ganz auszulassen sind. Ich brauch diese Wort. Das kein Ding Sacrament sein könne, ausser seinem Brauch und ist offentliche Abgötterey, das die Päbstlichen dichten, der Leib Christi sey im Brod eingeschlossen, und soll da angebetet werden, auch ausser der Niessung. Dagegen aber in rechten Brauch in der Niessung bezeuget der Sohn Gottes, das er uns mach seine Gliedmassen, und ist im Trost wahrhafftiglich, und wesentlich gegenwärtig und kräfftig, und mögen Euer Erbarkeiten die Wort der Confession, die ich mit fände, erwegen.
Ich hab Euer Agenda den andern allhie nicht fürgetragen, denn obwoohl etlich mit meinem Bedencken zufrieden seyn wurden, so hatten doch andere argwönige mehr Disputationes erreget. Der Allmächtige Sohn Gottes, Jesus Christus, der ihm gewislich eine ewige Kirchen durchs Evangelium, und nicht anders samlet, und ist allezeit bey seiner Kirchen, erhöht, und erhellt und tregt uns, wolle gnediglich den armen Kirchen, rechten Verstand und Einigkeit geben, und wölle euer LLöbl. Statt, Ew. Christliche Kirchen, Euch und die Euern Bewahren und Regierung.
Datum 5. 7br. 1555
Ew. Erbarkeitl.
williger Diener
Philip. Melanchthon
Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur
Johann Georg Schelhorn
Sechstes Stück
Ulm, 1762
Auf Kosten der Bartholomäischen Handlung