3.1.1532
Gnad und Friede. Ich schrieb Euch schon vordem, mein Martin, daß ich Euch abzurufen dächte. Ich ruf Euch denn im Nahmen des Herrn. Machet Euch nur, so bald Ihr könnet, daselbst los. Es erwartet Euch die Pfarre zu Kalen bey jena, die Ihr kennet, und eben keinen Pastor hat. Gefällt Euch diese nicht, so wollen wir sie nach Eurem Gutdünken mit der zu Belgern oder einer andern vertauschen. Dieses in Kürze, aber mit herzlicher Theilnehmung. Denn ich hab zu thun. Vielleicht ist Braunschweig des reinen Wortes unwürdig, und wird wohl Mühlausen und Zürich nachahmen wollen. Das möge Gott verhüten! Amen. D. Carlstadt ist zu Zürich Zwingels Nachfolger worden, den sie jetzt als einen Märtyrer Christi ausschreien, um ihre Lästerungen zu füllen bis oben, das überlauffen muß. LEbet in Christo rech wohl. Am 3. Januar. 1532.
Euer
Martin Luther
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.