Luther an Antonius Corvinus

Dem Ehrwürdigen und gelehrten Magister Antonio Corvino, unserm lieben Mitbruder in Christo zu Handen in Münden.

Lieber Corvin; wir haben allhier mit herzlicher Freude eures jungen wol erzogenen Fürsten christliche Bekenntniß angehöret, die wir uns durchaus wol gefallen lassen. Gott der Vatter aller Gnaden wolle in allen Fürstenhäußern in unßerm vielgeliebten Vatterlande die junge Herrschafften in solcher christlichen Auferziehung erleuchten und erhalten; der Teuffel aber ist listig und überauß geschwinde. So sind auch unßere geistliche Bischöffe, Prälaten und alle gottlose Fürsten der wahren christlichen Religion und unsre Feinde, durch welcher Authorität viele christliche Herzen abgewendet und verführet werden. Derhalben wollet mit Beten und Vermahnen immer für und für anhalten. Denn man sich befürchten muß, wo der junge Fürst mit unßern Wiedersachern viel Gemeinschaft haben, durch selben großes Ansehen er leichtlich zu Abfall könnte gereitzet und getrieben werden. Das habe ich euch zu diesem Mahle nicht verhalten wollen. Bethet, bethet ohne Aufhören, denn die Kirche stehet in großer Gefahr. Christus daß Haupt wolle auf sehn und den Winden und Bülgen einhalten thun. Amen denstelben thun wir euch befehlen.

Datum Wittenberg Anno 1544

Martinus Luther D.

Kurze Kirchen-Reformations-Geschichte der Stadt Hameln
herausgegeben von Franz Georg Ferdinand Schläger
Hannover 1840
In Kommission der Hahnschen Hofbuchhandlung