12.4.1541
Ernveste f., w., günstige und gepietende herren!
Wie es mich, eh und ich hieher gen Regenspurg von eim ersamen, weisen radt geschickt worden, je und je geahnet hat, also findt es sich jetzund im werck, nemlich daß man das offenlich gesprech in der h. christlichen religion nit werde lassen auf disem reichstag seinen furgang haben. es haben schon unsere religion-stend kaiserlicher mt. verwilliget, daß man wenig personen solle, die seine mt. dargeben wurde, zusamen setzen, doch daß kais. mt. dieselbigen benenne und sie unserm theil auch onbeschwerlich seien. dieweil man nun, es gang, welchen weg es wolle, das wormbsisch gesprech hett lassen fallen und understanden dise wichtige sach in ain enge zu ziehen, kann ich nit erachten, daß mein gegenwertgheit allhie weiter möge nutzlich sein, bitte deßhalben, e. f. w. welle daran sein, daß ein erb. radt mich widerumb zu der kirchen haim beruffe, damit ich nit hie vergeblich zeit und weil verzere, sonder, so vil mir Gott verlichen, der kirchen im wort des herren diene, dann ich je nit kann mit gutem gewissen auf dise weis von der kirchen sein, deren ich zur besserung furgestelt bin. wa es aber uber ein zeit darzu keme, daß meiner gegenwertigheit begert wurde, kann ich doch mit der hilf Gottes allwegen zu guter zeit widerumb herab kumen.
Der allmechtig welle e. f. w. in seinen gnaden bestendig zu seinem lob und gemeiner statt wolfart erhalten. Geben zu Regenspurg 1541, 12. aprilis.
E. f. w.
untertheniger W. Meißlin
F. Roth – Zur Geschichte des Reichstages zu Regensburg im Jahre 1541
in: Archiv für Reformationsgeschichte
herausgegeben von Walter Friedensburg
Nr. 9
3. Jahrgang
Heft 1
Berlin
C.A. Schwetschke und Sohn
1905