20. Oktober 1520
Unsern Gruß zuvorn, ehrwirdiger Vater, Lieber, Besunder. Wir haben euer Schreiben, an uns gethan, seins Inhaltens vornommen, und euere Buchlein zu großen Gefallen entfangen und angenommen. Wir hätten uns och wohl vorhoffet, daß dieß Spiel, so man mit euch angehoben und etzlich Zeit getrieben, sollt etwan gestillt sein worden; ober es reißt je länger je tiefer henein. Wie geloobens, daß euer Widerwärtigen an deme Pariser und Erforder Ortel einen Zweifel mussen tragen und forchten, daß es nicht vor sie louten mochte, dieweile sie darvon obstehn und euch itzunds mit dem Banne gedenken anzugreifen. Ob es chrisltich oder tyrannschen gehandelt, wollen wir nicht richten, dieweil es der alte Brouch ist, dardorch die Kirch Gotts zutrennet und erspaltet ist. Wir wissen euch in diesem euern Widerstal nichts zu rathen, sondern allein, daß wir nichts begierlicher oder lieber horen, dann daß ihr so geherziget und kecklich deß Thont vorfolget, als ihr das angehoben und angriffen habet, darmit daß gottliche Warheit an Tag muge kummen. Wenn wir euch so viele wußten zu helfen, als wir euch sehre geneiet sein, so wurdet ihr an große unse Forderung nicht bleiben. Wir willen dieß Spel und euch unserm lieben Herren Gott befehlen und euch gebeten haben, ihr willet euch alles Guten zu uns vorsehen, und was euch vor Spiegelfechten in diesen Sachen widerfährt, uns zu mußiger Zeit nich bergen. Datum Stettyn, Sonnabend nach Lücä Evangelitä Anno XX, doch unser selbst Hand.
Bernym, von Gotts Gnaden Herzog zu Stettyn und Pomern.
Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Zweiter Band.
Briefe vom April 1519 bis November 1520
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1887