Luther, Martin – An Paulus Speratus, ohne Datum 1528

Martinus Luther dem würdigen Herrn Doctor Paulo Sperato, Prediger zu Königsberg in Preußen.

Gnade und Friede in Christo. Wir haben das Gesichte Bruder Clausen in Schweiz von euch anher gesandt empfangen; und wiewohl ich dasselbige vor etlichen Jahren auch in Carolo Bouillo gesehen und gelesen, so hat michs doch dazumal nichts bewegt, als den, der mit dem Papst nichts zu schaffen hatte.

Aber itzt gehet mir der anblick zu Herzen; denn ich bin durch Streiche witzig worden, den Sachen nachzudenken. Fürwahr Christus gibt dem Papstthum viel Zeichen; aber sie haben eine eherne Stirn und eisern Nacken gewonnen, daß sie sich an die allesampt nicht kehren, auf daß sie ohn alle Gnade verderben und untergehen. Ihr habt freilich das Büchlin zu Nürnberg ausgangen mit den Figuren wohl gesehen, darin des Papstthumbs ja nicht vergessen ist. Es ist mit dem Endchrist auf die Hefen kommen, und Christus will sein ein Ende machen. Deß sei Gott gelobt in Ewigkeit, Amen. Demnach schicken wir euch den Bruder Clausen wieder, daß ihr ihn zu den andern sammlet, die auch mit Zeugen sind Christi wider den Endchrist. Gotts Gnade sei mit euch, Amen.

Quelle:
Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke. Vier und fünfzigster Band: Vierte Abtheilung Vermische deutsche Schriften Zweiter Band. Frankfurt a.M. und Erlangen, Verlag von Heyder & Zimmer. 1853