Vest Erbar weys und fursichtig Hern. Ich hab die Notel des itzigen Augsburgischen Abschieds auss e. w. bevelh muglichs fleys uberlessen und vernomen. Gib hiruff e. w. mein meynung underthenigklich zuerkennen. Nachdem der mertail desselbigen abschieds die prediger betrifft und den selben der ler und Ceremonien halben vil beswerlich und ungotlich stuck darin gebotten wurt: So kan und wil Ich als ein torrichter prediger dem selben abschied in den ungotlichen stucken keinswegs volgen oder gehorsam sein, sonder mich unserm Herngot, dem Ich mer dan einem menschen gehorsam zu laisten schuldig bin, bevelhen.
Dieweyl dan auch im egemelten abschied einer Cristenlichen Oberkait eben als beswerlich stuck gebotten werden als den predigen), wie das nach der leng mocht erzelt werden, Und vor e. w. als den verstendigen zuerzeln on not ist: So kan Ich auch e. w. nit radten, das sie diesen Abschied annem oder darin verwillige. Und so ditz e. w. meynung were, den abschied nicht antzunemen, sehe mich fur gut an, das e. w. jrn gesandten zu Augspurg bevelh theten, sich zuerkundigen, was die protestirenden stend hieruff handeln wolten. Dan sie on zweyfel den abschied, so jnen vorhin furgehalten, nit annemen werden, wie sie jn auch zuvor nit angenomen haben. So dan disse stend auff das Concilium appellirten, mochten e. w. gesandten derglychen appellation auch thon.
Wo sich aber die sach also zutrug, das kay. M. den protestirenden Stenden ein sondern und miltern abschied gebe, der jnen anzunemen leidlich were, und sein M. wolt by den andern Stenden den itzigen abschied gehalten haben, Oder das kay. M. der appellation kein stat noch raum wolt geben, So ist mein gutbeduncken, das e. w. durch ein Supplication kay. M. jr wesen hie zu Hall in des glaubens sachen zuversten geb und darbey antzaig, das e. w. bissher dem abschied zu Speyer gemess gelept und kein newerung turgenummen, heten auch by diser lere biss hieher friden und sinigkait erhalten und kondten nit anderst befinden, dan das dise lere zur selikait furderlich sey, und begern derhalben des entschieds im Concilii, daruff die handlung des glaubens durch gelert lewt insjfandig gemacht wurde. Wolt aber sein M. ye haben, das hieivuschen Concilio all alte ler und Ceremonien wider uffgericht by jnen werden solt; so konten sie als arm underthon dem selben gebot nit wern. Aber dieweyl sie nit anderst bericht seyen, dan das diise lere dem hailigen Evangelio gemess sey, konten sie darin nit bewilligen etc. Wie solicbs alles mit glimpfigern worten, so e. w. farnemen were, geschehen mocht. Dan frum Cristen, so auch der künftigen selikait begern , konen wol unrecht leiden, aber nit in daß unrecht bewilligen und helffen bestetigen. Das demnach auch von keinem frumen cristen disem abschid in allen artikeln gemess gelept werden mag.
Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.