Letzter Brief
Meiner freundlichen, lieben Hausfrauen, Katherin Lutherin von Bora zu Wittenberg zu Händen.
Gnade und Friede im Herrn. Liebe Käthe! Wir hoffen diese Woche wieder heim zu kommen, ob Gott will. Gott hat große Gnade hier erzeigt; denn die Herrn durch ihre Räthe fast Alles vergliechen haben, bis auf zwei Artikel oder drei, unter welchen ist, daß die zwei Brüder Graf Gebhard und Graf Albrecht wiederum Brüder werden, welches ich heute soll vornehmen, und will sie zu mir zu Gast bitten, daß sie auch mit einander reden; denn sie bis daher stumm gewest und mit Schriften sich hart verbittert haben. Sonst sind die jungen Herren fröhlich, fahren zusammen mit den Narren-Glocklin auf Schlitten, und die Fräulein auch, und bringen einander Mumschenz1) und sind guter Ding, auch Graf Gebhards Sohn. Also muß man greifen, daß Gott ist exauditor precum2).
Ich schicke dir Forellen, so mir die Gräfin Albrichts geschenkt hat: die ist von Herzen froh der Einigkeit. Deine Söhnchen sind noch zu Mansfeld. Jacob Luther will sie wohl versorgen. Wir haben hier zu essen und trinken als die Herrn, und man wartet unser gar schön, und allzu schön, daß wir euer wohl vergessen möchten zu Wittenberg.
Aber D. Jonas Bein wäre schier quad3) worden, so hat’s Löcher gewonnen auf dem Schienbein; aber Gott wird auch helfen.
Solches alles magst du M. Philipps anzeigen, D. Pomer und D. Cruziger. Hier ist das Gericht herkommen, daß D. Martinus sei weggeführt, wie man zu Leipzig und zu Magdeburg redet. Solch’s erdichten die Naseweisen, deine Landsleute. Etliche sagen, der Kaiser sei dreißig Meil Wegs von hinnen bei Soest in Westphalen; Etliche, daß der Franzose Knechte annehme, der Landgraf auch. Aber laß sagen und singen: wir wollen warten, was Gott thuen wird. Hiemit Gott befohlen.
Zu Eisleben am Sonntag Valentini, 1546.
M. Luther D.
1) Mummenschanz
2) Erhörer der Gebete
3) schlimm