Calvin, Jean – An Herrn de Falais in Basel.

Jean Bude, Sohn des Humanisten Guillaume Bude, kam als Refugiant mit seiner Mutter und seinem Bruder Louis 1547 nach Genf.

Allerlei Nachrichten.

Monseigneur, ich habe Ihnen gerade nichts zu schreiben, als dass der Überbringer dieses Briefes ein Sohn des verstorbenen Herrn Bude ist; wenn Sie ihn kennen lernen, so werden Sie ihn sowohl geartet finden, dass Sie ihn wert halten werden der Liebe aller, die Gott lieben, auch wenn er nicht schon durch die Erinnerung an seinen Vater empfohlen wäre. Er gehört nicht zu denen, die etwas vorstellen und scheinen wollen. Aber eben deshalb schätze ich ihn umso mehr, und auch Sie werden es tun. Er hat die Absicht, Basel und Straßburg anzusehen und dann, ohne sich lang dort aufzuhalten, wieder hierher zu kommen. Trotzdem habe ich ihm geraten, sich gut davon zu überzeugen, ob die Wege sicher sind, ehe er weiterreist, und er hat mir versprochen, es zu tun. Denn es wäre nicht recht, sich ohne Not in Gefahr zu begeben. Ich denke, schon ehe er nach Basel kommt, werden Sie nicht mehr am Überlegen sein in Betreff des Herrn de Pare. Denn der Aufschub, den er wünscht, ist nicht dazu angetan, einem die Sache sicher zu machen; ich vermute wirklich, dass das eine Vorsichtsmaßregel seiner Angehörigen ist, die denken, er werde unterdessen seine Absicht schon ändern, da sie ja seinen Charakter kennen.

Wir sind hier sehr verwundert, keine sichere Nachricht zu haben. Man merkt daran die Unordnung, die in Deutschland herrscht, und die erbarmenswerte Lage. Hätte man nur ein bisschen Verstand, so hätte man für seine Angelegenheiten gesorgt, ehe man das wusste, was man erst drei Tage nach der Niederlage wissen konnte. Aber wie heißts: Ohne den Herrn gibt’s weder Rat noch Stärke. Und von ihm sind sie eben verlassen.

Ich hoffe, mit dem nächsten Boten zu erfahren, was Sie mit unserm Stadthauptmann abgemacht haben.

Zum Schluss, Monsieur, empfehle ich mich Ihrer und Ihrer Frau Gemahlin Gewogenheit, richte Ihnen dieselbe Empfehlung von meiner Frau und den andern aus und bitte den lieben Gott, er wolle Sie stets bewahren in seiner Hut, Sie mit seinem Geiste lenken, Sie stärken gegen alles Ärgernis und alles Leid, und gleichermaßen Ihr ganzes Haus. Da ich eben keine Muße habe, den Damen zu schreiben, bitte ich Sie, mich allein dreien herzlich empfehlen zu wollen.

Genf, 4. Juni 1547.
Ihr Diener und ergebener Bruder
Johann Calvin.