Philipp Melanchthon an den Rat von Saalfeld

4.9.1542

Gottes gnad durch seinen Eingebornen Son Jhesum Christum vnsern heiland zuuor, Erbare, weise, furneme, günstige herren Nachdem Ewr. Weisheit begert, das ich von Jacobo Birnstiel mich erkunden wolt, vnd widerumb berichten: ob ich ihn zur Schulvbung tüchtig achte, hab ich bemelten Jacobum für mich erfordert, vnd befind das ehr ein guter grammaticus vnd wol schreibet denn ich ihn verhört vnd seine schriften besehen habe, darumb ehr geschickliichkeit halben, zu dieser vbung tüchtig ist, nachdem ehr aber noch iung ist, und die jugent vnachtsam ist, auch nit alle Ingenia zu diser schularbeit lust haben, vnd dises werk, wie alle sachen, ein besondere emsigkeit, bei den jungen knaben, sie anzuhalden, zu fragen, ein Ding oft zu repetiren, bedarf, wird Magister Sebastiano zu beuehlen sein, das ehr vffseher sein solle vnd die jungenn gesellen anhalden, wie ich auch mit ihnen beiden geredt habe, vnd von Sebastiani geschicklichkeit, vleis vnd bescheidenheit hab ich gantz nicht zweifel, hoff auch durch gottes gnad Eur schul sey mit Sebastiano wol versorget, will ihn Eur Weissheit derwegen gantz vleissig beuohlen haben vnd wo ich E. W. dienen khann, bin ich solche zu thun willig. Dat. Witeberg 4. Sptembris 1542

E. W.
williger
Philippus Melanthon

Den Erbarn, weisen vnd frommen Herrn Burgermeistern vnd Radt zu Salfeld meinen günstigen herren.

Zeitschrift für thüringische Geschichte und Alterthumskunde
Erster Band
Jena, Friedrich Frommann
1854