Nr. 741 (C. R. – 4001)
Vgl. 736. Poltrot, der Mörder des Herzogs de Guise, hatte seine Behauptung der Mitschuld Colignys und der andern Führer zurückgenommen; der erwähnte Graf ist Odet de Chatillon, Graf de Beauvais, der jüngste Bruder Colignys (vgl. 664, 716). Er hatte schon 1561 bei seinem Übertritt zur reformierten Kirche auf seine Kardinalswürde verzichtet; als er aber 1563 nochmals feierlich abgesetzt und vor die Inquisition geladen wurde, legte er dem Papst zum Trotz die rote Kardinalstracht wieder an, nahm in ihr an Staatszeremonien teil und zog sie sogar später bei seiner Hochzeit an; auf das Ärgernis, das er damit gab, spielt Calvin in dem Satz von der roten Mütze an.
Über die Verteidigungsschrift; Kardinal de Chatillon.
Monseigneur, als wir Ihren Brief durch Herrn de Verace erhielten, merkten wir unsern Irrtum in Bezug auf den Druck Ihrer Verantwortung. Aber wir können uns leicht entschuldigen. Denn obwohl wir gehört hatten, die Abschrift, die Sie uns gesandt, könne bereits veröffentlicht werden, ließen wir es, da eine Verschiedenheit der Drucke sich doch schlecht ausgenommen hätte, trotz der recht späten Mitteilung anstehen bis zu Ihrem nächsten Brief, in dem Sie uns deswegen keine Schwierigkeit machten. So dachten wir nun, Ihre Meinung sei, wir könnten nun weitergehen, wie wir es auch taten. Nun, seit Herr de Verace gekommen ist, konnten wir nichts Besseres tun, als die Übersetzung besagter Verantwortung ins Lateinische und Deutsche anzuordnen und zu beschleunigen. Den französischen Abdruck der Kopie, die er uns brachte, wollten wir lieber noch hinausschieben bis zur Rückkehr unseres Boten. Nun werden wir nicht säumen, ihn zu beschleunigen, damit Sie sobald wie möglich zufrieden gestellt werden. Schlimm ists nur, dass bereits ein Teil des ersten Druckes verkauft ist; den Rest werden wir zurückbehalten.
Es tut uns recht leid, dass die Reise des Herrn Grafen sich verzögert hat, denn es wäre wünschenswert gewesen, dass er so schnell wie möglich an den Hof gekommen wäre. Doch wir sehen wohl, dass er guten Grund hatte, so zu handeln, sowohl um sich nicht in Gefahr zu begeben, als auch um die verborgene Stimmung am Hof zu prüfen. Fällt die Antwort aus, wie wir wünschen, so dient es sehr zu seiner und Ihrer Sicherheit und gibt Ihnen Anlass, einen bestimmten Entschluss zu fassen.
Was die rote Mütze betrifft, so wissen wir, dass die Sache nicht so wichtig ist, wie viele meinen; aber Sie wissen, Monsieur, es ist nicht unsere Sache, [Ihren Bruder] ganz freizusprechen oder gar seine Sache zu verteidigen; denn unsererseits könnten wir ihn nicht mit gutem Gewissen davon freisprechen, dass doch eine gewisse Schwachheit darin liegt. Es wird, scheints uns, genug sein, den Eifer derer, die sich zu sehr darüber ärgern, zu mäßigen, und die, die aufbegehren wollen, zur Ruhe zu weisen. So billigen wir zwar sein Tun nicht, aber wir finden, man könne es hingehen lassen und ihn deswegen doch achten, wie er es verdient. Was Sie betrifft, Monsieur, so danken wir Gott für Ihren Entschluss, sich auf den Weg zu machen, sobald der Herr Graf nach seiner Ankunft bei Hofe meldet, dass es dort nicht gar zu schlimm steht. Denn man hat während Ihrer Abwesenheit gemerkt, wie nützlich es gewesen wäre, wenn Sie stets dort geblieben wären, und es scheint sogar alles sich verschlimmern zu wollen, wenn Gott nicht bald dazu sieht, was er hoffentlich durch Sie tun wird. Da wir überzeugt sind, dass er Sie dazu aufbehalten hat, so bitten wir Sie, Monsieur, so sehr wir können, nicht die kleinste Gelegenheit dazu zu unterlassen; denn Ihr Anblick wird Ihre Feinde überraschen, wie die Sache auch stehe. In Bezug auf das Bündnis wollen wir Ihnen später einmal schreiben; denn zur Stunde könnten Sie ja auch nichts dafür unternehmen.
Indem wir uns Ihrer Gewogenheit ergebenst empfehlen, bitten wir den Vater im Himmel, er wolle Sie behüten, Sie stärken durch seine Kraft und Sie wachsen lassen in allem Glücklichen.
Genf, 5. August 1563.
Ihre ergebenen Diener
Johannes Calvin.
Theodor Beza.