Nr. 740 (C. R. – 3999)
Eine evangelische Synode war nach Lyon einberufen. Im Auftrag des Königs verbot der Gouverneur d´ Agoult ihre Abhaltung, als es schon zu spät war, sie abzustellen. Viret wandte sich deshalb um Rat an die Genfer Freunde.
Über das Verbot einer evangelischen Synode in Frankreich.
Es konnte kaum anders kommen, als dass die, denen nichts lieber wäre als eine Zersplitterung der evangelischen Kirche, Eure Synode zu hintertreiben suchten. Denn sie hoffen, wenn wir nicht mehr zusammenkommen könnten, so seien wir auseinander gerissenes Reisig; tatsächlich würde dann ja auch alles bald auseinander fallen, und böse Menschen könnten sich einer zügellosen Freiheit hingeben. So wird durch diesen Kunstgriff die evangelische Sache mehr geschädigt, als wenn die Feinde sie offen verfolgten. Also muss man der Gefahr entgegentreten und alles versuchen. Doch sind wir nicht dafür, dass eine Synode gehalten wird, ehe man vom König die Erlaubnis dazu erwirkt hat. Es scheint uns in dieser schwierigen Lage das Beste, dem König eine Bittschrift zu übergeben, wie wir sie [in beiliegendem] entworfen haben, damit Ihr daraus nehmen könnt, was Euch gut dünkt, wenn Euch überhaupt dieser Plan zusagt. Vernimmt man bei Hofe Eure bescheidene Sprache und Euren guten Willen zum Gehorsam, so lässt man sich zwar wohl nicht ganz umstimmen, aber die Härte wird doch gemildert und schädlich gemacht. Sobald wir Bericht von Eurer Meinung darüber haben, werden wir Euch nach Kräften unterstützen und hoffen doch, schließlich etwas damit zu erreichen. Da nun aber an manchen Orten Streitigkeiten entstanden sind, Zwistigkeiten zugenommen haben, einzelne frech und wild geworden sind, einige Gemeinden auch nach ihrer Willkür Pfarrer beriefen oder ablehnten, kurzum eine ungezählte Menge von Traktanden auf diese Synode zusammengekommen sind, so kam uns in den Sinn, man könnte es so machen, dass Ihr eine kleine Zahl Delegierte bestimmtet, die dann nach Genf kämen und, wenn sie dann auch nicht alle Streitigkeiten schlichteten, doch dafür sorgten, dass die Gemeinden nicht größern Schaden litten, wenn gar keine Untersuchung stattfände. Die Delegierten bekämen von jeder Gemeinde kurze erläuternde Schreiben mit und teilten dann nach ihrer Rückkehr das Resultat der Verhandlungen den Gemeinden wieder schriftlich mit; denn wenn auf französischem Gebiet irgendwelche Verhandlung stattfände, so böte das gleich zu Verleumdungen Anlass. Erwägt also, was das Beste ist. Lebwohl, trefflicher Mann und bester Bruder. Alle unsre Kollegen und Brüder lassen vielmals grüßen. Der Herr sei mit Euch.
Genf, 1. August 1563.
Deine Brüder und Kollegen
Johannes Calvin.
Theodor Beza.