Nr. 627 (C. R. – 3209)
Vgl. 613.
Calvins Zorn hat sich gelegt.
Wenn du dich entschuldigst, mein lieber Pierre, du habest auf Betreiben und Befehl eines andern zu Gunsten Giorgio Blandratas an mich geschrieben, so nehme ich das gerne an; denn ich auch ungerechterweise von dir beleidigt worden bin, so trage ich dir doch gern diese Schuld nicht nach und will nicht mehr daran denken, wie unfreundlich du mit mir umgingest und mir zu drohen und mich einzuschüchtern suchtest, wenn ich dem unreinen Hund nicht schöntun wollte. Denn was konnte eine Versöhnung mit ihm anders heißen, als knechtische Schmeichelei gegenüber einem gottlosen, frevlerischen Apostaten, den ich um Verzeihung bitten sollte, da ich mir doch keiner Schuld bewusst war? Da du auf Herrn Lismanino als den, der dich zum Schreiben aufforderte, sozusagen mit dem Finger deutest, so habe ich mich in einem Briefe freimütig bei ihm beschwert, er habe unbedacht und unrichtig und nicht freundschaftlich gehandelt, mit einem Schüler Servets, der ebenso voll Gift als voll Irrlehre stecke, vorzuziehen. Dir aber bin ich, wie es deine Frömmigkeit, deine Begabung und Bildung, sowie deine Aufmerksamkeit für mich verdient, freundlicher gesinnt, als dass mich die kleine Beleidigung von dir trennen könnte. So will ich nicht aufhören, Gott zu bitten, er wolle dich unterstützen mit seiner Stärke, dir Kraft verleihen zu deinem Amte, deiner Wirksamkeit schönen Erfolg schenken und dich samt deiner Frau segnen.
Grüße mir auch Tenaud.
Genf, 9. Juni 1560.