Nr. 538 (C. R. – 2726)
Vgl. 536. Calvin sandte schon auf das erste Gerücht von dem Überfall auf die Pariser Gemeinde Bude ab mit dem Auftrag, mit Beza nach Deutschland zu ziehen. Nach dessen Abreise kamen noch bestimmtere Nachrichten, die Calvin durch Eilboten den Abgesandten nachsandte, begleitet von folgendem Billet:
Größte Not in Frankreich.
Liebe Herren und Brüder, wenn alles übrige nicht genügt, die Brüder, an die man sich wendet, zu rühren, diese höchste Not duldet keinen Aufschub; denn es wird kaum möglich sein, dass jetzt nicht die einen in solche Pein verschlungen werden und dann die andern, bis zu unendlicher Zahl. Kurz, jetzt steht ganz Frankreich in Flammen. Deshalb handelt es sich jetzt nicht mehr darum, erst bestimmt geäußerten Wünschen unsrer armen Brüder nachzukommen, sondern darum, ihnen in ihrer Not zu Hilfe zu eilen. Da ich hoffe, dass sie nicht verfehlen werden, doch einen Hilferuf zu versuchen, so unterlasst auch Ihr nicht, das gleiche in Deutschland zu verlangen, wie in der Schweiz. Denn selbst wenn dort nicht gleich Geld zu finden ist, so will ich mich doch darum anstrengen, dass ich es hier in der Nähe auftreibe, und wenn ich mich selbst vom Kopf bis zu den Füßen als Pfand setzen müsste.
Ich bitte unsern lieben Gott, er wolle Euch stets und überall führen, Euch Erfolg geben, Euch stärken und überhaupt so für Euch sorgen, wie er es für die Seinen tut.
Auszug aus dem Brief Herrn Georges vom 11. September:
„Sie werden gehört haben, dass in Paris mehr als hundert Menschen in einer Versammlung gefangen genommen worden sind, darunter mehrere sehr angesehene tüchtige Persönlichkeiten.“
Ich schreibe diesen Schlusssatz des Briefes ab, damit Ihr es besser und lebhafter zu Gehör bringen könnt.
[Genf, 15. September 1557.]