Eine Schrift des schwäbischen Theologen Erhard Schnepf (vgl. 117) gegen Calvins Abendmahlslehre war im Januar 1556 erschienen. – Zürich, Basel und Schaffhausen willfahrten Genf und legten für seine Wünsche in Bern Fürsprache ein (vgl. 483).
Ein neuer Gegner unter den Lutheranern. Stete Schwierigkeiten mit Bern.
Ich habe eben nichts zu schreiben, als dass, wie ich merke, die Lutheraner sich verschworen haben, uns durch die Masse ihrer Streitschriften ganz zuzudecken. Nun hat mich bereits Schnepf angegriffen; wenn sein Buch etwas früher erschienen wäre, hätte ich ihn mit seinem Genossen Westphal zusammen drannehmen können. Während die uns aus der Ferne bekämpfen, sind wir, wie du siehst, auch zu Hause von Nöten bedrängt. Zweifellos hast du vernommen, wie freundlich [in Bern] die Gesandten der drei Städte aufgenommen worden sind, vielmehr wie hochmütig ihre Fürbitten abgewiesen wurde; die Unsern berichten wenigstens, sie seien geradezu schmählich behandelt worden. Obwohl ich persönlich längst gegen solche Kränkungen abgehärtet bin, fürchte ich doch, die übermäßig erbitterten Gemüter [der Genfer] könnten sich zu etwas hinreißen lassen, was ich nicht wollte. Weil ich das aber bei den Menschen nicht ändern kann, will ich mich aufs Beten verlegen und auch die andern dazu ermuntern. Doch will ich auch nicht aufhören, soweit ichs vermag, die Unsern milde zu stimmen, so dass sie durch Nachgeben den Sieg davon tragen. Ich wollte dich lieber in höchster Eile nur mit ein paar Worten grüßen als den Boten leer ziehen lassen. Lebwohl, hoch berühmter Mann und verehrter Bruder. Der Herr sei stets mit dir, er behüte und stärke dich. Grüße deine Kollegen und dein Haus von mir.
[Genf, März 1556].
Dein
Johannes Calvin.