Gepriesen sei Gott, der uns die Wahrheit Seines Worts von Zeit zu Zeit, wie es unsere Schwachheit erfordert, so sichtbar bestätigt und bekräftigt! Unser Feind, liebe Schwester, sucht es euch nur immer zweifelhaft zu machen, ob dasjenige, was wir lehren, Gottes Wort ist oder nicht. Wenn aber auch die Wahrheit davon nicht schon durch so viele Beweise für uns beglaubigt wäre, müßten wir nicht allein durch dasjenige, was täglich vor unsern Augen vorgeht, die höchste Gewißheit davon bekommen? Hat uns Gott nicht vorausgesagt, daß sein Wort gepredigt, und doch von vielen verachtet und gering geschätzt, daß seine wahren Bekenner von Vater und Mutter gehaßt, und seine treusten Anhänger überall verfolgt werden sollen? Und erfahren wir nicht alles dieß jetzt an uns selbst? Freut euch also, theure Schwester, denn dasselbige Wort, das unsere Leiden voraussagt, hat uns auch unsere künftige Herrlichkeit angekündigt. Was mich betrifft, so wird mir auch das Aeußerste, das mich treffen könnte, nicht unerwartet kommen; aber ich fürchte sehr, daß ich noch nicht fähig und würdig bin, Christum durch meinen Tod zu verherrlichen; doch was jetzt noch bei mir fehlt, wird Gott schon zu seiner eigenen Zeit zu Stand bringen.
Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862