Beza war zurzeit Professor in Lausanne.
Von Bezas Krankheit.
Als dieser dein Bote mit deinem Brief an Beza zu mir kam, da war ich von einer ganz neuen Befürchtung erschreckt und zugleich von schwerem Kummer bedrückt. Denn Tags zuvor war mir gemeldet worden, Beza sei von der Pest befallen worden. So war ich nicht nur bang wegen der Gefahr, in der er schwebte, sondern geradezu betäubt betrauerte ich in meiner außerordentlichen Liebe ihn schon wie einen Toten; wenn auch meine Trauer nicht nur aus meiner persönlichen Zuneigung, sondern vor allem aus der Sorge ums Gemeinwohl der Kirche stammte. Ich müsste ja ein Unmensch sein, wenn ich den nicht wieder liebte, der mich mehr als brüderlich liebt und mich wie einen Vater ehrt. Noch heftiger quälte mich aber der Gedanke an den Verlust der Kirche, da ich einen Mann, von dem ich die reichste Frucht erwarte, uns schon im Beginn seiner Laufbahn entrissen sah. Seine milde Gemütsart, seine feinen Sitten und die echte Lauterkeit seines Herzens haben ihn ja schon früher allen Guten liebenswert gemacht. Aber wenn du einmal heimlich hierher kommst, was zu tun ich dir sehr rate, so wirst du finden, dass er sich jetzt selbst übertrifft. Wenn du meinst, er sei für dich verloren, so sei ein so böses Vorzeichen ferne von uns. Es wäre richtiger, wenn er durch sein Scheiden dich wahrhaft und fest gewönne. Denn was haben wir außer Christo, wovon wir Gewinn haben können. Ich hoffe aber, Bezas Leben sei unserm Bitten gewährt. Denn, wenn er freilich auch noch nicht außer Gefahr ist, so ist doch gestern bessere Nachricht gekommen. Morgen werden wir hoffentlich etwas vernehmen, was uns alle Bedenklichkeit wegnimmt. Lebwohl, trefflicher Mann, und nimm es mir gut auf, dass ich so vertraulich an dich, einen mir Unbekannten, schreibe. Der Herr leite dich mit seinem Rat und behüte dich mit seinem Schutze.
30. Juni 1551.