Calvin, Jean – An Farel in Neuchatel (182).

Vgl. Nr. 177; weggelassen ist eine Empfehlung des Überbringers. Der Kriegsschauplatz ist der des schmalkaldischen Krieges (1546 – 47).

Vermehrte Schwierigkeiten mit Perrin.

Unser Perrin hat seine Entrüstung über deinen Brief vor mir zwar verhehlt – jedenfalls, weil er dachte, es sei eine verabredete Sache zwischen uns gewesen -, sie aber Viret gegenüber kund getan. Dieser unterrichtete mich und so besuchte ich Perrin. Er spie Blitz und Donner. Und tatsächlich, ich muss gestehen, ich hatte nicht beachtet, wie scharf dein Brief war. Denn ich las ihn nur oberflächlich durch, versiegelte ihn wieder, ließ ihn gleich Perrin bringen, damit er keinen Verdacht fasse, und trug dem Boten auf, ja nicht zu sagen, er komme von mir. So müssen wir warten, bis sein Zorn ausgetobt hat, oder doch wenigstens den Höhepunkt überschritten hat. Ich hätte ihn lieber milder behandelt gesehen, und es reut mich ernstlich, dass ich nicht besser darauf achtete. Das habe ich eben nachlässig übersehen. Aber hoffentlich wird auch diese Beleidigung ihre Kraft verlieren. Versöhnt er sich von Herzen und ernstlich mit Gott, so wird er sich auch leicht mir dir versöhnen lassen. Doch sehe ich freilich auch darin noch nicht, was ich möchte. – –

Lebwohl, bester Bruder und Freund. Kürzlich, wurde uns gute Botschaft gebracht vom Kriegsschauplatz, doch nur so viel, dass es die Begierde wachrief, mehr zu hören. Deshalb, weißt du etwas, so teils uns mit. Grüße deine Angehörigen, Christophe und alle Brüder. Der Herr behüte Euch allzeit.

Genf, 12. Oktober 1546.
Dein Johannes Calvin.