Melanchthon an Joachim Oeder, 10.8.1546

Dem Erbaren Joachim Oeder, Burgern auf dem Annenberg, meinen lieben Suager und guten Freund.

Gottes Gnad durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum unsern Heiland zuvor. Erbarer guter Freund und lieber Suager. Euer Buch habe ich mit Fleiß genau durchlesen, und ist mein treuer Rath und freundlich Bitt, ihr wollet diese Sach, mit ernstlichem Gebet, Gott befohlen, und andere davon schreiben lassen, die solches ihrer Aemter halb zu thun schuldig sind. Darum ich auch Euer Buch nicht an das Licht geben will; und zudem, daß ich Euer Fährlichkeit halben Bedenken hab, so sind auch etliche Reden von der kaiserlichen Wahl darinnen, daraus nichts folgt, das d.iesen Receßkrieg belanget. Ich bitt, ihr woltet diese meine treue Schrift nicht unfreundlich verstehen. Gott bewahr euch. Datum am Tage Augustini.

Philippus Melanthon

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen VI.
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1839