Farels Bruder, Gauchier, war wahrscheinlich in Grenoble gefangen, entkam aber doch wieder; was er mit Sturm in Straßburg zu tun hatte, wissen wir nicht; er war ein Günstling des Grafen Wilhelm von Fürstenberg gewesen.
Über Farels Bruder. Von großer Not in Genf.
Trauerbotschaft musst du vernehmen. Denn der Überbringer wird dir erzählen, dass dein Bruder Gauchier in Fesseln liegt und sich bald in Todesgefahr befindet. So ist geschehen, was ich stets gefürchtet, stets vorausgesagt habe, und wie leid tut es mir, dass ich darin kein falscher Prophet war. Doch weg mit solchen Klagen! Was die Hilfe für ihn betrifft, so weiß ich nicht, wie sehr den Bernern daran gelegen ist, unter den gegenwärtigen Umständen etwas zu unternehmen. Du weiß das besser. Aus Deutschland rechtzeitig Hilfe bekommen zu können, darf man kaum hoffen, außer etwa durch Johannes Sturm, der aber, so sehr er um der Sache willen wohl geneigt wäre, gerade deinem Bruder nicht besonders freundlich gesinnt ist. Hätte doch dein Bruder zur rechten Zeit bedacht, was das heißt, einen Freund, der es gut mit einem meint, vor den Kopf zu stoßen. Außerdem weißt du wohl, wie ganz preisgegeben die heutzutage sind, die einem Fürsten ihren Dienst widmen wollen. Hältst du es doch für gut, dass von jener Seite etwas für ihn versucht wird, so kannst du das mit dem meisten Nachdruck eben durch Sturm erreichen. Butzer aber hast du sicher für dich, und dem wird Sturm nichts abschlagen können; doch das ist ein weiter Umweg. So soll er lieber die Berner zur Eile treiben, damit die Hilfe nicht zu spät kommt.
Es wunderte uns, dass uns über dein Kommen nichts gemeldet wird. Was unter den Brüdern [bei Euch] darüber beschlossen wurde, hat uns Viret angezeigt. Aber, so viel ich aus seinem Briefe schließe, ist im Rat noch nichts verhandelt. Bis wann wird die Sache wohl noch im Ungewissen bleiben? Wir hier sind, wie du weißt, von großen Nöten umgeben. Du fehlst uns. Matthieu ist im Spital mit den Pestkranken beschäftigt. Unterdessen sind wir, seit wir dich berufen haben, de Genestons beraubt worden, eines sehr lieben Bruders und treuen Kollegen. Wie, wenn noch andere weggerafft werden? Wenn auch nur einer noch stirbt? Oder wenn einer durch die abergläubische Ansteckungsfurcht unserer Behörde zur Absonderung eingesperrt wird. So hat vor kurzem wenig gefehlt, dass ein guter Teil von uns deswegen eingesperrt worden wäre. Schaut also auf unsere schwierige Lage und lasst uns nicht länger im Stich, als recht ist. Was Viret sagt, Ihr hättet beigefügt, nur unter der Bedingung würdest du uns abgetreten, wenn wir bewirkten, dass Toussaint dein Nachfolger werde, ist ja ganz lächerlich. Was können wir denn dazu tun? oder wie sollen wir das anfangen? Kurzum, wir schreiben dir keine Zeit vor, aber wir wünschen, dass du dich so schnell als möglich in Neuchatel losmachst, um ganz frei gleich zu uns zu kommen. Denn wir können deine Gegenwart kaum entbehren, wie du nach unserer Lage selbst urteilen musst.
De Genestons Frau ringt mit dem Tode. Sein Töchterlein liegt in den letzten Zügen; auch für sein Söhnlein ist keine Hoffnung mehr.
[August 1545.]