10.1.1544
Gnad vnd friede im herrn. Gestrenger, vhester lieber herr, guter freund. Ich bin furwar diese zeit her mit brieuen vnd gescheften also vberladen gewest, dass ich keines hab fur dem andern ausrichten vnd muß alles durch meinen kopf vnd hand allein gehen. Darumb hat sichs verczogen, Euch zw antworten. Dass etliche darauf murren, dass mein gnedigster herr ide geistlichen guter (wie man sie nennet) verkeufet, ergert mich nicht, denn sein churf. g. hat derselben sonst großen schaden, wie es versucht ist mit visitatorn vnd sequestratorn, die nicht zu settigen gewest, vnd doch die muncherey nicht wieder anzurichten ist, kann man warlich nicht anders thun. Auch gehet s. ch. g. auf das euangelium zuerhalten mit tagleisten vnd botschaften vnd dergleichen ein treffliche große vncost, die allzuschwere ist dem lande. So ist auch das hierin ein gutes, dass solche guter vnter den adel kompt vnd sonderlich denen, so es bedurfen, denn den gahr reichen ist nicht noth, demnach diejhenigen, so sich hierin ergern vnd den splitter sehen in eines andern auge, mochten wol zu erst ihren balken ansehen. Sagt mir, was nutzet das gantze stift Wurtzburg der kirchen, dergleichen alle stiefte; hie werden doch schulen, pfarren, spital versorget zum gottes wort vnd kirchen, dort dienen so grose guter dem teufel vnd zur verfolgung gotlichs worts, hie ist das closter arm, der bruder viel, dort die stieft reich vnd der herren wenig, darumb mochten sie uns wol solchen armen bettelsack zw gottes ehren gonnen (obs gleich nicht alles rein zugehen wurde), so wir mußen gonnen, dass sie ihr volle kisten zu des teufels dinst wenden. Dismal gnug. Hiemit gotte beuolhen. Amen. Donnerstag nach Trium Regum 1544.
Martinus Luther. D.
Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866