Gnade und Friede! Wie wir mit einander übereingekommen sind, sende ich Euchg, mein lieber Marcus, meinen Sohn Johannes, daß Ihr denselben mit unter die Knaben, welche Grammatik und Musik lernen, aufnehmen und auf seine Sitten Obacht haben und dieselben bessern möget; denn ich habe zu Euch ein sehr großes Zutrauen in dem HErrn. Die Kosten werde ich willig erstatten. Zu seiner Zeit werdet Ihr mich wissen lassen, welche Fortschritte er gemacht hat und wie weit er zu bringen sein möchte. Ich habe den Knaben Florian mitgesendet, hauptsächlich darum, weil ich sehe, daß dergleichen Knaben das Beispiel recht vieler Knaben, die ihre Kameraden sind, nöthig haben, was mir mehr zu wirken scheint, als wenn sich privatim ein jeder für sich unterrichtet und erzogen werden. Gott segne das angefangene Werk. Wenn ich an jenem Sohn guten Erfolg sehe, sollt ihr bald, so ich lebe, auch meine beiden andern Söhne haben. Denn ich besorge, daß es nach Euch keinen so eifrigen Lehrer geben werde, besonders was Grammatik und Ernst der Sitten betrifft. Man muß daher der Zeit wahrnehmen, die Zeit verstreicht schnell, und noch viel schneller verschwinden fleißige Lehrer. Hernach werden die Schüler vorbereitet zu den höhern Studien hierher zurückkehren. Lebet wohl in dem HErrn und grüßet und bittet Johann Waltern, daß er sich meinen Sohn in der Musik anempfohlen sein lasse. Denn ich kann wohl Theologen zur Welt bringen, wünsche aber auch Grammatiker und Musiker zu gebären. Lebet nochmals wohl und grüßet mir auch Gabriel mit den Seinen. Zum drittenmal und für immer lebet wohl! Sonnabends den 27. August, 1542. Euer Martin Luther.
Der Lutheraner
Zehnter Jahrgang 1853 – 1854
St. Louis
Gedruckt bei M. Niedner & Co.