Die Berner, in alter Abneigung gegen Calvin, wollten seine Empfehlungsschreiben von Straßburg und Basel nicht verstehen und legten sie als Bitte um freies Geleit aus. Über Kunz und Erasmus Ritter. Simon Sulzer war der Nachfolger Meganders; Pierre Giron der Berner Staatsschreiber.
Kühle Aufnahme in Bern.
Sobald ich nach Bern kam, gab ich beim Stellvertreter des Schultheißen meine Briefe ab. Als er sie gelesen, sagte er, die Straßburger und Basler bäten, man möge mir freies Geleit gewähren. Ich antwortete, diese Forderung sei überflüssig, denn ich sei weder ein Verbrecher, noch reise ich in Feindesland. Ich setzte ihm dann auseinander, was sie meinten. Trotzdem nahm es der Rat in großem Unverstand so auf, als ob von Geleit die Rede wäre. Selbst vor den Rat zu gehen, hinderte mich mein Unwohlsein. Auch sah ich nicht, ob es der Mühe wert sei, es zu tun. Ich entschuldigte mich nachher beim Vizeschultheißen, als er mich fragte, warum ich nicht selbst gekommen sei. Der Rat gab den Bescheid, ich brauche im friedlichen Land keinen Staatsschutz; zu allen übrigen Diensten sei man ganz bereit. Du siehst, welcher Spott! Bei den Amtsbrüdern erhielt ich warme Beweise ihres Wohlwollens. Kunz war abwesend. Erasmus [Ritter] und Sulzer versicherten mir in ihren und seinem Namen, dass sie meine Reise billigten. Sie versprachen mir ziemlich rückhaltlos ihre treue Hilfe. Sulzer redete allein mit mir von vielem recht vertraulich. Wie ich sehe, müssen wir den uns festhalten. Das wird uns viel nützen. Er zeigte sich dazu auch ganz bereitwillig. Deine Sache habe ich, wie du dir denken kannst, nicht nachlässig betrieben. Eine Gesandtschaft ist abgeordnet. Mehr konnte ich nicht erreichen und Giron versicherte mir, ich verlöre nur Zeit, wenn ich mehr erstreben wolle. Der Herr wird dich aber weder mit seinem Rat, noch mit seinem Schutz im Stich lassen. Lebwohl samt allen Brüdern.
Murten [10. Sept. 1541]