Claude Feray, Calvins Diakon, und Louis de Richebourg waren Opfer derselben Pestepidemie, die später noch Capito bedrot und die in Straßburg studierenden Söhne Zwinglis und Oekolampads wegraffte. Der „Raubgeselle“ Heinrich von Braunschweig stand mit den evangelischen Fürsten, besonders mit Philipp von Hessen, in erbittertem Schmähschriftenkampf, der sich hauptsächlich um des Landgrafen Doppelehe (Bigamie, Dysgamie!) drehte. Die im Nachwort erwähnten Briefe Farels und Virets wollten Calvin wenigstens zu einer Reise nach Genf zu persönlicher Unterhandlung verpflichten und warfen den Straßburgern bitter vor, dass sie ihn nicht reisen ließen. Weggelassen ein Abschnitt über das Vorrücken der Türken in Ungarn.
Pestnot. Trauer um den gestorbenen Freund. Vom Reichstag zu Regensburg. Erwägungen über die Rückkehr.
Seit ich hier bin, habe ich dir noch nicht geschrieben, sondern meinem lieben Claude aufgetragen, dir zukommen zu lassen, was er von mir erhielt; denn es gab nichts für dich lesenswertes, und ich erwartete auch erst einen Brief von dir, um ihn dann mit einem von mir zu vergelten. Während ich so wartete, wird mir das schwere Unglück gemeldet, unser lieber Claude, den ich so sehr lieb hatte, sei von der Pest dahingerafft; Louis, Charles Bruder, sei ihm drei Tage drauf in den Tod gefolgt; mein Haushalt sei kläglich zerstreut, mein Bruder mit Charles in ein benachbartes Dorf gezogen, meine Frau habe sich zu ihrem Bruder begeben; der jüngste von Claudes Schülern liege noch darnieder. So kommt zum herben Schmerz um die Toten noch die heftige Angst und Sorge um die Überlebenden. Tag und Nacht schwebt vor meinem Geist das Bild meiner armen ratlosen Frau, der ihr Haupt fehlt. Es quält mich unerhört, dass Charles so verwaist ist, der in vier Tagen seinen einzigen Bruder und einen Lehrer, der sich seiner wirklich wie ein Vater annahm, verloren hat, und von dem ich weiß, dass er selbst von sehr weichem Gemüt ist. An Malherbe kann ich nicht denken, ohne dass mir zugleich die prächtigen jungen Leute in den Sinn kommen, die ihn pflegen. Und obwohl nun das alles mich schon so traurig macht, dass es meinen Verstand ganz verdunkeln und meinen Lebensmut brechen könnte, so nimmt mich dazu noch die Trauer über Claudes Tod unglaublich mit, und es darf dich das nicht wundern. Du kannst dir denken, wie nötig ich in diesen zwei Jahren einen sichern, treuen Freund hatte, der mich in so mancherlei Verdrießlichkeiten und Schwierigkeiten aufrecht hielt. Claude aber hat sich mir nicht nur als sehr treu, sondern auch als in allem so willfährig gezeigt, dass ich ihn brauchen konnte, fast ebenso vertraulich wie meinen Bruder. Als ich neulich, wie du weißt, unentschlossen in meinem Geiste abreiste, da hatte er mir noch mit den heiligsten Beteuerungen versichert, wohin immer ich zusage, da werde auch er hinkommen und mich nie verlassen. Also je mehr ich überlege, wie sehr ich eines guten Ratgebers bedarf, der nie von meiner Seite weicht, und wie selten andererseits heutzutage so musterhafte Liebe und Treue ist, so komme ich zu keinem andern Schluss, als dass der Herr, da er mir diesen Freund genommen, mich ernstlich an meine Sünden erinnern wollte. Doch ich wollte meinen Jammer nur kurz berühren und bin jetzt so über alles Maß weitläufig geworden. Aber das macht die Erinnerung an diesen vortrefflichen Menschen (könnte sie mir doch einmal so süß werden, wie sie mir stets heilig bleiben wird!) und die treue Sorge um die Überlebenden.
Der Kaiser hat bis jetzt gewartet, ob die Fürsten kämen. Von Anfang an waren da die beiden Bayern und der Raubgeselle von Braunschweig, der zugleich Deutschlands Schmach und Verderben ist. Allmählich kamen die Gesandten einer nach dem andern. Schließlich folgten noch von Fürsten Friedrich von der Pfalz, der Bruder des Kurfürsten, und Otto, sein Neffe, der jüngere Württemberger, der Landgraf, der Mainzer, Albert von Baden, der Fürst von Anhalt, der Gesandte des Kurfürsten von Sachsen. Der Kurfürst von Brandenburg wird bald kommen; Andere wird der Kaiser nicht aufhören, zu mahnen, bis er sie herzieht. Der Sachse hat seine Abwesenheit aus sehr triftigen Gründen durch Gesandte entschuldigen lassen: Es sind nämlich in unserm Bund zwei Städte, Goslar und Braunschweig, die Heinrich [von Braunschweig] unter dem Vorwand, sie seien gebannt, mit manchem Beutezug und Raubüberfall lange Zeit bekämpfte. Noch vor kurzem hatten die Unsern beschlossen, sie mit vereinten Waffen zu verteidigen. Unterdessen hatte der Kaiser, um den Reichstag zu ermöglichen, alle gegen uns ausgesprochenen Urteile aufgehoben; alle gegen uns gefällten Einzelentscheide sollten ungültig sein, bis über unsere Sache im Ganzen entschieden sei. Nach Veröffentlichung des Erlasses befahl er dem Braunschweiger nochmals namentlich, seinen Raub zurückzugeben und zukünftig von Gewalttat abzustehen. Der versprach nun zwar alles, fuhr aber trotzdem fort, wie er begonnen und trieb so, man darf wohl sagen, mit dem Kaiser selbst sein Spiel. Wie dem auch sei, in solcher Not konnte sicher der Sachse die Bundesgenossen nicht im Stich lassen; so steht er auf der Warte, sich dem Braunschweiger, sobald er sich rührt, entgegen zu werfen. Übrigens wurde er, seit die Aufhebung der Urteile ausgesprochen ist, doch vorgeladen, den Spruch des Banns, d. h. einer Genugtuungsforderung oder Ächtung, anzuhören. Wenige Tage darauf geschah das auch uns. Der Kaiser bezeugt nun zwar, ich weiß nicht, ob mit gutem Gewissen, aber jedenfalls mit viel Beteuerungen, es habe ihm das sehr missfallen, und er werde dafür sorgen, dass es in Rauch aufgehe. Aber doch geschehen solche Dinge nicht ohne große Gefahr für uns. Was, wenn sie morgen den Bann verkündigen? wir können von hier dann keinen Schritt weggehen, ohne dass man uns den Kopf abschlägt. Entfallen ist meinem Gedächtnis vorhin der Savoyer, der sich hier stellt, um sich dem Reich zu verpflichten, damit er dadurch mit unserer Hilfe die Besitzungen wieder bekomme, die er nie zum Reich rechnen lassen wollte, als er sie noch hatte. Es wurde also, wenn auch spät, doch noch ein Gesandter vom König von Frankreich geschickt, der Advokat Raimond, mit dem Gesuch, der König möchte als derzeitiger Besitzer des Herzogtums Savoyen in Recht und Schutz des Reiches aufgenommen werden. Gesandtschaften auswärtiger Staaten sind in großer Zahl und Pracht da. Kardinal Contarini für den Papst; er hat bei seinem Einzug so viele Kreuze über uns geschlagen, dass ihm der Arm noch zwei Tage nachher vor Müdigkeit wehgetan haben muss. Der Bischof von Modena, ein Sohn des Geronimo Morone, ist mit dem Titel eines Nuntius noch besonders gesandt worden. Contarini wünscht uns ohne Blutvergießen unterzukriegen; deshalb versucht er alle Mittel, sein Geschäft mit Nutzen ohne Waffengewalt fertig zu bekommen. Der von Modena aber ist blutgierig und führt gleich das Wort Krieg im Munde. Beide sind ganz davon eingenommen, jede freundschaftliche Verhandlung von vornherein abzuschneiden. Doch davon nachher. Venedig hat seinen Gesandten, einen glänzenden Mann. Der Engländer schickte außer seinem gewöhnlichen Gesandten noch den Bischof von Winchester mit großem Pomp, einen Mann, nur zu schlau im Bösen. Portugal und die übrigen Staaten will ich übergehen. Vom König von Frankreich ist noch ein gewisser de Vely da, ein dummer, aufdringlicher Mensch. Als ich die Fürsten nannte, überging ich den ganzen Auswurf des pfäffischen Standes außer dem einen Mainzer. Es sind aber noch eine große Zahl Bischöfe da, von Regensburg, Augsburg, Speyer, Bremen, Salzburg, Brixen, Worms, Bamberg, Hildesheim und noch ein paar andere. Jetzt erübrigt noch, dir zu schreiben, was es nach unserer Voraussicht geben werde, wenn sich das einigermaßen erraten lässt. Denn ich sehe keine genügend sichern Anzeichen, nach denen man wahrscheinliche Vermutungen aufstellen könnte. Die Stimmung aller Unsrigen ist aufs höchste erbittert gegen Heinrich [von Braunschweig]. Denn er hat sie mit den giftigsten Büchlein zu grausam hergenommen. So bitten sie den Kaiser, ihn als Verleumder zu verurteilen, wenn man ihn überführt habe, dass er mit den unverschämtesten Lügen ihren Ruf heruntergerissen habe. Ich sehe nun nicht, wie das beigelegt werden könne, wenn es nicht dem Urteil der Stände vorgelegt wird. Denn der Landgraf hat schon dem Kaiser abgeschlagen, den Streit durch Vergleich und Schiedsspruch beendigen zu lassen, und wollte den Kaiser selbst sogar nicht als Schiedsrichter anerkennen. Hat dieses Hindernis auch scheinbar zur Hauptsache gar keine Beziehung, so ist doch zu befürchten, da es schon zu Beginn der Verhandlungen Verwirrung stiftet, werde es auch später im Wege stehen. In der Religionsfrage stehts nun so. Der Kaiser, der schon jetzt sich in allen Unternehmungen gehindert sieht, möchte sich nicht gern neue Schwierigkeiten aufladen. Er fürchtet einen türkischen Einfall. Vom König von Frankreich heißts entweder unsicherer Friede oder Gefahr offenen Krieges. Über den Türken werden zwar sehr verschiedene Gerüchte ausgestreut. – –
Wie dem auch sei, der Kaiser wünscht ein ruhiges Deutschland zu haben, bis er sich aus all den andern Schwierigkeiten herausgezogen hat, und wird zurzeit keine Kämpfe erregen, wenn er nicht etwa wider Willen durch das unerbittliche Drängen unserer Feinde dazu genötigt und gezwungen wird. Die Unsern wollen einmal Gehör finden bei ihm, und da sie auf sichern, dauernden Frieden nicht hoffen dürfen, bevor die Eintracht in Glaubenssachen hergestellt und die Kirchen zur wahren Ordnung gebracht sind, so dringen sie darauf, dass die Reichsstände diese Verhandlung einmal ernstlich unternehmen. Sie wünschen sonst nichts mehr, als dass alle Zwistigkeiten ohne Kriegslärm geschlichtet werden könnten, und fürchten in dem Krieg den sicheren Verderb ihres Vaterlands. Deshalb zeigen sie sich, so lang sie können, allen kriegslustigen Plänen ganz abgeneigt. In der Gegenpartei sind drei Arten von Leuten: Die Einen stoßen ins Horn und tun wie verrückt vor aller Augen, wenn man uns nicht gleich morgen angreift. Zu dieser Art Fürsten gehören der Mainzer, die Bayern, Heinrich von Braunschweig und sein Bruder, der Bischof von Bremen. Andere, die für ihr Land sorgen wollen, dessen Untergang oder doch große Schädigung und Verwüstung sie im Krieg voraussehen, richten allen Eifer darauf, ohne Schlichtung des Religionszwiespalts doch einen Frieden irgendwelcher Art zustande zu bringen. Die Dritten würden zwar eine erträgliche Besserung der kirchlichen Lehre und Sitte gern zulassen; aber weil sie noch nicht soweit fortgeschritten sind, dass sie die Sache ganz kennen, oder zu wenig Mut haben, sich zu einem solchen Plan zu bekennen, so benehmen sie sich so, dass es scheint, sie suchten nichts als die Ruhe des Gemeinwesens. Dazu gehören der Kölner und der Augsburger aus der Herde der Bischöfe; von den Fürsten die beiden Pfälzer Brüder und ihr Neffe Otto, vielleicht auch der Herzog von Cleve. Die danach trachten den Frieden zu stören, werden, weil sie in der Minderheit sind und alle Guten wider sich haben, kaum erreichen, was sie wollen. Dann ist ja auch des Kaisers Sinn, wie ich schon sagte, ganz zum Frieden geneigt; und wenn er ihn durch Aufschieben der Lösung der Religionsfrage auf später erhalten kann, so wird er das mit allen Kräften erstreben. Aber die Unsern werden sich nicht leicht beruhigen lassen und haben Genossen in ihrer Forderung nach einer Reformation der Kirche. So ist, wenn auch geringe, so doch einige Hoffnung, etwas tun zu können. Die Gesandten des Papstes kämpfen nach ihrer gewohnten Art heftig dagegen, dass man zu einer Verhandlung zusammenkomme; denn sie glauben, es sei um ihre Herrschaft geschehen, wenn irgendeine Disputation über den Glauben, eine Beratung über Besserung der Kirche gehalten wird, ohne Wahrung der Autorität des Götzen [zu Rom]. Vor den Leuten tun sie dergleichen, als förderten sie das Gespräch, das wir wünschen; heimlich aber arbeiten sie uns mit großen Versprechungen oder Drohungen entgegen. Sie sind bereit, den Kaiser mit einer gewaltigen Summe zu unterstützen, wenn er zu den Waffen greifen oder, was Contarini lieber sähe, uns wenn möglich ohne Blutvergießen unterdrücken wolle. Wenn er aber etwas zugestehe, das zur Tyrannei des römischen Stuhls nicht ganz passt, so drohen sie mit den Blitzen, mit denen sie den ganzen Erdkreis zu zerschmettern pflegen. Der italienischen Verhältnisse wegen ist der Kaiser willfährig. Also wird er, wenns geht, dazu seine Zuflucht nehmen wollen, Deutschland mit einem auf Zeit geschlossenen Frieden, oder einem Waffenstillstand von ein paar Jahren zu beruhigen, ohne unsere Sache zu berühren. Das wird er aber schwerlich erreichen. Du siehst nun, wie ich anfangs sagte, dass die Vermutungen so unklar sind, dass man nicht einmal erraten kann, was geschehen wird. Was sollen wir tun? Wir wollen den Namen des Herrn anrufen, ihn bitten, dass er diese große, wichtige Sache, die seine Ehre und das Heil seiner Kirche umfasst, lenke nach seinem Gutdünken, und in einem so wichtigen Punkt zeige, dass ihm nichts wertvoller ist als die himmlische Weisheit, die er uns im Evangelium offenbart hat, und die Seelen, die er durchs heilige Blut seines Sohnes erlöst hat. Umso eifriger in unserem Denken und Streben müssen wir ihn bitten, je ungewisser uns alles in allem ist. Erwägen wir den ganzen Fortgang und die Ordnung dieser Angelegenheit gründlich, so werden wir finden, dass er doch immer in wunderbarer Weise, ohne Rat und Hilfe der Menschen, ja sogar wider aller Erwarten, den Ausgang herbeigeführt hat. Von dieser seiner Macht, die er schon so oft gezeigt hat, hängen wir auch jetzt gänzlich ab bei dieser Verwirrung der Verhältnisse. Eins aber erschreckt mich, dass ich unter so großer Sicherheit sehe; es erschreckt mich nicht bloß, sondern bringt mich ganz außer Fassung, dass täglich neues Ärgernis gegeben wird, wie z. B. eines in der Digamie [des Landgrafen] (besser hieße sie Dysgamie) liegt. Und doch wirfts mich nicht um. Was auch geschehen mag, Gott wird sich selbst nicht verleugnen. Neulich habe ich von Viret einen Brief erhalten, den ich deshalb nur so kurz beantworte, weil es mir jetzt doch gar nicht freisteht, darüber zu verhandeln. Könnte ich doch, lieber Farel, schon morgen nach Genf reisen! Aber was willst du, dass ich tun soll? Ich bin hier festgebunden und fürchte, ich komme um vor Langeweile. Lebwohl, bester, allerliebster Bruder. Grüße mir die Brüder mit meinen Worten freundlichst, Chaponneau, Thomas, Michel, dem dieser Brief viel Schmerz bereiten wird, Cordier, meinen Lehrer, und alle übrigen.
Regensburg, 29. April.
Ich hatte den Brief schon geschlossen, als ich Virets Brief an die Berner, und den zweiten an Grynäus mit deinem Nachwort bekam. Auch deinen an Grynäus. Als Butzer sie mir alle zu lesen gab, bat ich ihn, auch die letzten von Viret und dir zu lesen. Einen verbarg ich, weil ich fürchtete, er könnte eher verschlimmern, als Anlass geben, dass etwas Gutes geschehe. Damit du erkennst, wie herb du geschrieben hast, schicke ich ihn dir zurück. Ich, lieber Farel, nehme alles, was von dir kommt, sehr sanftmütig auf; und es stände mir auch nicht an, das Recht in Anspruch zu nehmen, dir Vorschriften zu machen. Vor mir kannst du also ungestraft alles sagen und tun; aber denke doch daran, dass es auch andere Leute gibt, die unwillig werden, wenn du ihnen Rücksichtslosigkeit und Schädigung der Kirche vorwirfst. Das sage ich nicht deinet- oder meinetwegen, sondern nur, damit wir uns nicht selbst den Weg versperren. Da du es willst und nicht von deiner Meinung abzubringen bist, so erkläre ich mich dir auch bereit, es dir zu beschwören. Was willst du mehr, als dass ich mich dir auf Gnade und Ungnade ergebe? Das sind nicht bloß Worte. Ich glaube, von Anfang genügend betont zu haben, dass ich in dieser Sache keinen Scherz treibe. Doch weil du dich davon nicht überzeugen lassen willst, so bleibt mir nichts übrig, als den Herrn zu bitten, dass er dich mir ins Herz schauen lasse. Butzer hat die Briefe noch nicht gelesen. Doch habe ich ihn auf die Probe gestellt, ob er sich vielleicht von diesem Reichstag weg nach Genf führen lasse, ehe wir nach Hause zurückkehrten. Er schien mir das nicht abschlagen zu wollen. So sehe ich nichts besseres, als dass wir diesen Plan weiter verfolgen. Bitte, setze es Capito aber ohne allzu große Heftigkeit auseinander, das scheine dir noch übrig, da wir Euch in Eurer frühern Hoffnung [auf unsern Besuch] getäuscht haben. Verzeih, dass ich so frei heraus schreibe. Du kannst dir denken, wie traurig ich bin [da ich hörte], dass ich einen solchen Freund verloren, dass meine Frau, mein Bruder, Charles, den ich wie einen zweiten Bruder lieb habe, und das ganze Gesinde, das zu unsrer Hilfe zu uns gekommen ist, gegenwärtig in Todesgefahr schwebt. Könntest du doch nur auf eine Stunde bei mir sein! Ich kenne dein Mitleid. Du könntest mich nicht sehen ohne ungeheure Traurigkeit. Tag und Nacht muss ich trauern, und kann nicht aus der Traurigkeit herauskommen. Aber wie werde ich dir lästig mit meinem Jammer, und werde doch selbst dadurch nicht mehr erleichtert, als wenn ich ihn wie gewöhnlich still hinunterwürge. Leb also wohl, mein Farel. Der Herr schenke dir Fröhlicheres. Du siehst, ich habe im Briefe selbst mein Unglück nicht so kläglich beweint, weil ich lieber allein elend sein wollte, als einen Teil [meines Jammers] auf die Freunde abzuwälzen. Aber da ich mich dir entschuldigen will, mache ichs, wie es die Menschen in der Bestürzung gewöhnlich tun; sie können nicht ruhig antworten, auch wenn sie freundlich sein wollten.