Calvin, Jean – An Farel in Neuchatel

Farel hatte Ende Juni Calvin in Straßburg besucht und war mit ihm nach Hagenau gegangen. Calvins Gehalt betrug 52 fl. Teton hieß eine Münze im Wert von etwa 4 1/2 Franken. Wendelin Rihel war sein Straßburger Verleger, Michel Dubois ein Genfer, la Cressoniere ein Neuchateller Buchhändler.

Entgangene Gehaltserhöhung. Von Geld- und Handelssachen.

Seit du von hier abgereist bist, ist nichts neues geschehen, als dass am selben Tag, drei Stunden nach deiner Abreise, die Scholarchen mir mein Gehalt erhöhen wollten. Sie übertrugen mir eine Pfründe von 100 Gulden, unter der Bedingung, dass ich auf meine bisherige Besoldung verzichte. Als aber die Sache vors Chorherrenkollegium kam, brachten sie königliche Besetzungsvorrechte vor, d. h. eine Verzögerung, die mich ausschließen musste. So bin ich um nichts reicher geworden. Ich schicke dir hier einen Teton für die Auslagen, die du für mich in Hagenau gehabt hast. Obgleich Ihrs gar nicht wert seid, dass man Euch einen Batzen zurückzahlt. Denn Ihr hättet mich erinnern müssen. Ich habe die gute Entschuldigung, dass mir so etwas nie in den Sinn kommt, bis es zu spät ist.

Was ich geschrieben, dass, wenn Michel Dubois von Genf eine Kiste zu Euch schickt, du sie annehmen sollst, das lege ich dir um Wendelins willen ans Herz. Ist jemand da, der die Bücher kaufen will, so verkaufe sie. Die meinen aber nicht billiger als zehn Batzen, oder wenigstens neun, wenn nicht etwa jemand eine größere Quantität annehmen will, wie la Cressoniere. Dann kannst du sie ihm für acht lassen. Denn der Fuhrlohn kostet viel und wird noch mehr kosten, bis sie zu dir kommen. Lebwohl, bester, allerliebster Bruder. Grüße alle unsere Brüder angelegentlich und freundlich.

Der Herr bewahre Euch noch lange.
Straßburg, 27. Juli [1540].
Dein Calvin.