Churfürst Johann Friedrich an Luther

Beauftragt Luthern zur Schlichtung der Streitigkeiten in Werdau.

Vnsern grus zuuor, erwirdigen vnd hochhgelarten, lieber andechtiger vnd getreuer. Was vns vnsere auch lieben getreuen, der rad zu Werdau ictzt abermals irs pfarners halben schreiben vnd mit zuschickung verhorter kunthschaften darauf vntherdeniglichen biethen thun, solchs findet Ir hierbey liegend zuuornhemen. Nun erfaren wir solche zwayung, die sich aldo zu Werdaw zwuschen demselben iren pfarner vnd dem maisten teil seiner pfarvorwandten zutregt gantz vngerne.

Besorgen auch, do dorein nit gesehen, es wurde daraus die lenge meher ergernus dann guts erfolgen. Wan wir aber solch ergernus yhe am liebsten vfgehaben vnd zwuschen dem pfarrer vnd eingepfarten ainigkeit seghen vnd wissen wolten, so begern wir gnediglichen, Ir wollet solchen handel lesen vnd mit vleis erwegen, was vns nach gelegenhait desselbten darauf zuthun sein wil, vnd do villeicht Euerm bedenken nach mit dem pfarner anderung solte gemacht vnd ein ander an sein stat dahin verordent werden, dorauf verdacht sein, wer darzu zugebrauchen vnd wie der iczige pfarner widerumb vnterzubringen sein mocht, vnd vns des alles neben vberschickung der beyvorwarten schrieften furderlichen berichten, damit wir vns darauf auch ferner zuerczaigen haben. In deme thut Ir vnsere gefellige meynung vnd seint Euch mit gnaden gneigt. Datum Torgau Dinstags nach Trinitatis. Anno 1539.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866