Luther an Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen.

G. und Friede in Christo und mein arm Pater noster. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Es bittet abermal die gute Fraue Hanna von der Dame, so vor drei Jahren umb des Evangelii willen aus Herzog Georgen Lande vertrieben und unter E. k. f. G. Flügel kommen, mit einem Fürwerklin des Klosters Buche auf drei Jahr begnadet, wie denn E. k. f. G. deß wohl eingedenk sein werden. Nu ist die Zeit auf kunftig Weihnachten aus, und sind viel Hände darnach, und sie noch nichts haben Eigens oder Gewisses, daß doch E. k. f. G. ihr Elend ansehen wollten und sie noch etlich Jahr auf dem Gütlein lassen, bis sie etwas Eigens kriegten. Und kann wohl sein, daß bei den Unsern etliche sind, die wenig Barmherzigkeit mit solchen verstoßen Leutlein haben, und selbs lieber alles in ihren Sack hätten. Demnach ist mein unterthänige Bitte, wo E. k. f. G. hierin ihrer Gnaden weiter erzeigen, wollten dasselbige mit Ernst verschaffen und die gute Leutlein nicht lassen verunglimpfen, obs jemand vielleicht furhätte, wie sie sich besorgen. Es ist ja billig, weil sie umb Christus willen so viel erlitten und fromm sind, daß sie unter E. k. f. G. Erquickunge und Trost finden. Unser lieber Herr Gott gebe E. k. f. G. zu thun seinen allerbesten Willen.

E. k. f. G. unterthäniger
Martin Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Elfter Band.
Briefe vom Juli 1536 bis August 1538
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1907