Luther, Martin – An Gabriel Zwilling, Pfarrer in Torgau.

Wittenberg, 9. Juli 1535

Gnad und Friede. Mein lieber Herr Pfarrherr! Ich wollt, daß zum wenigsten unsere Briefe ja möchten gen Torgau kommen, weil euer Stadt sich so hart fur uns Wittenbergern fürchtet. Und ist furwahr euer Furcht billig; denn gestern ist hie ein ganz Kind gestorben, daß nicht ein Haar dran lebendig blieb, dagegen vier Kinder geboren. Ich halt, der Teufel habe itzt Fastnacht mit solchen vergeblichen Schrecken, oder wird etwa Kirmes in der Hölle sein, daß der Teufel so lüstern ist mit Larven.

Und laß mich wissen, ob ich auch einkommen, ich spazieren zu euch wolle; denn man sagt hie wunder wie strenge ihr Herrn zu Torgau seid, und Gott wolle nicht, daß vielleicht mehr bei euch sterben, denn bei uns. Wohlan laß Narren; hiemit Gott befohlen, Amen. 1535, Cirill.

Martinus Luther, D.

Deutsche Luther-Briefe
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von
J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
C. F. Amelangs Verlag
Leipzig
o. Jahr