Bullinger, Heinrich – An Hans Salat wegen dessen Schmähschriften gegen Zwingli

„Du vervolgest mit schantlichen Worten den frommen man und trüwen diener Gottes Huldrichen Zwingli, den du nempst einen böswichter und verfürer der frommen gmeind. Und ist aber sömlich din schriben nützid anders, dann ein üppigs, nidigs, verlogens kläpper; dann den menschen, der frommkeit lert, tugenden pflanzet, die laster und lasterhaften strafet und hasset, erbarlich und züchtigklich lebt, mag niemands billicherwis einen böswichten schelten … Jesus Christus ward ouch ein verfürer des volks gescholten, Helias ein ufrürer geheissen, Jeremias ein verräter und die apostel selbs gotteslesterer genempt; si warend’s aber darumb nit. Diewil Zwinglin all sin ler uf nüw und alt testament begrundt hat, so ist er ouch nit ein verfürer gsin. Es sige dann sach, daß die heilig, göttlich geschrift, damit er sin ler befestret, verfüre … Oder ist der ein verfürer, der allein zu Gott durch Christum fürt? Sich also, schampst du dich keiner schand? Darbi ist ouch das, daß du uf den frommen man und uf die predige der warheit gern wolltist allen unglimpf des kriegs trächen … Nit die predig der warheit, nit der Zwingli hat den anlaß zum krieg geben, sondern die unerbaren, mutwilligen, freflen handlungen, von denen bevor gnugsam beschriben ist … Die gschrift sagt vom erschlagenen Abel, er sige im glouben verschieden und durch den glouben rede und lebe er noch hüt bi tag, Hebr. 11. Und Zwingli lebt und ist noch überig in sinem glouben und in sinen geschriften. Nit allein die gmeind Zürich, sonder alle völker in tütschen und weltschen Landen wüssend, was er glert und gibt im die heilig gschrift kundschaft, daß er die warheit glert habe. Hast du aber sine bücher gelesen, so weißt du wol, daß er keiner fromkeit widerstrebt; hast du si dann nit gelesen, so ist das je ein öde schalkheit in dir, daß du schelten gedarft, da du nit weißt, was es ist. – Für Zwingli ist das kein schand, daß er mit, ouch under sinen schäflinen und durch siner schäflinen willen gestorben ist; wie er von dem henker gerichtet sige, ist nit so grusam in uns, die wir wüssend, daß Jesus Christus und der h. Petrus von henkeren gekrütziget, Johannes der toüfer, Jacobus und Paulus von inen enthouptet, Polycarpus verbrennt und andere martyrer von inen zerstucket sind. … Andere schmachwort, die du nit one besonderbare bitterkeit über den frommen man mit großem gespött schüttist, empfehlen wir ouch Gott, der je und je die sinen mit ellend us diser zit berüft und der welt iren lust an den frommen ze büssen verhengt hat.“