Martin Bucer an Anna Reinhard

„Die Gnad und trost unsers Herren Jesu Christi mit allem das ich ymmer liebs und guts vermag zuvor. Ersame, christliche, liebe Fram. Wie euch anlige und truke der erschröklich fall gemeyner Christenheyt, verlust des so theuren dieners Jesu Christi unsers herren, ewers getrüwen gemahels, mögen wir by uns selb und allen gutherzigen, umb die wir sind und die uns auch täglich klagen, wol abnemen. Wie wöllen wir ym aber thun? Der Herr hat uns gestraffet, und wir habens vil zu wol verdienet. Unserm allerliebsten herren und bruder hat er ruw, uns zur besserung ursach geben wöllen. Er verlasse gnade, das sölichs by uns angehe. Euch, liebe Fraw und schwöster ym herren, bitt ich uffs ernstlichst, wöllent uns verstendigen, worzu wir Euch und den armen wayslin möchten berathen und beholfen syn; daryn wöllen wir uns uffs getrewlichst bewysen.“

„Der brieff halb so ir von uns an Euren getrewen gemahel unsern liebsten herren und bruder noch habet, bitt ich, wöllents nur durchs feur abweg thun, dann obwol etwan manches on ergerniß von meniglich möchte gelesen werden, so sind doch auch darunder, die man unrecht deuten möchte, ob wir wol nichts dann Gottes Eer gesucht und gemeynet haben. Der allmechtig Gott und Vatter alles trostes wöll euch selber trösten und sterken, damit ir dis so schwere creutz ertragen könnt, und alle sachen zum besten anschicken. Uns habt yr mit allem unsern vermögen Euch und den Euren zu dienen bereyt und geneygt. Datum Straßburg uff den 28. November. Martin Bucer, der ewer im herren.“