26.6.1531
Gnad und Friede. Satan züchtiget mich mit mannigfaltigen Faustschlägen, mein lieber Wenzel, so daß mein ohnehin geschwächter Leib darunter sehr leidet. Seine Bosheit verhindert mich gerade zu der Zeit, da ich am meisten schreiben und arbeiten solle, daß ich nur selten dazu kommen, und nur weniges leisten kann. Villeicht wird er mit mir bald gar ein Ende machen. Es geschehe aber nicht sein, sondern desjenigen Wille, der ihn sammt seinem ganzen Reiche zu Grunde richtete. Es geschehe also.
Brenzius Meinung über die unter der Bedingniß ertheilte Taufe las ich, auch gefällt mir übrigens seine freymüthige Rede über die Gewissensfreyheit. Doch ich wette, wenn er die meinige hören wird, er wird sich nicht weigern mir beyzutreten. Sonst weis ich nichts Neues. Ihr könnet alles Uebrige von Christian Aurifaber vernehmen. Gehabt Euch recht wohl in Christo, und betet für mich. Den 26sten Jun. 1531
Euer
Martin Luther
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.