Martin Luther an Katharina Luther

Meiner herzlieben Hausfrauen Katherin Lutherin zu Wittenberg zu Handen.

Gnade und Friede in Christo. Meine liebe Käthe, dieser Bote lief eilend vorüber, daß ich nicht viel schreiben konnte. Hoffe aber, wir wollen schier selbst kommen, denn dieser Bote bringt uns von Augsburg Briefe, daß die Handlung in unsrer Sache ein Ende habe, und man nur wartet, was der Kaiser schließen und urtheilen wird. Man hält dafür, daß es werde Alles aufgehoben auf ein künftig Concilium, denn der Bischof zu Mainz und Augsburg halten noch fest, so wollen der Pfalzgraf, Trier und Cöln nicht zum Unfrieden oder Krieg willigen. Die Andern wollten gern wüthen, und versehen sich, daß der Kaiser mit Ernst gebieten werde. Es geschehe, was Gott will. Wir haben genug gethan und erboten, die Papisten wollen nicht ein Haarbreit weichen, damit wird Einer kommen, der sie lehren soll weichen und räumen.

Wer dir gesagt hat, daß ich krank sei, wundert mich fast, und du siehest ja die Bücher vor Augen, die ich schreibe, so hab ich ja die Propheten alle aus ohne Ezechielem, daran ich jetzt bin, und ein Sermon vom Sacrament, ohne was sonst des Schreibens mit Briefen und anders mehr ist. Ich konnte jetzt nicht mehr vor Eilen schreiben. Grüßt Alle und Alles.

Ich hab ein groß schön Buch von Zucker für Junker Hans Luther, das hat Cyriacus von Nürnberg gebracht aus dem schönen Garten. Hiemit Gott befohlen und betet.

Aus der Wüsten am 8. September 1530.

Martinus Luther