Veste Coburg, 8. Juli 1530
Gnad und Friede in Christo. Ehrbar, günstige,r lieber Herr und Freund! Weil ihr begehrt zu wissen, ob mein Petschaft recht troffen sei, will ich euch mein erste Gedanken anzeigen zu guter Gesellschaft, die ich auf mein Petschaft wollt fassen, als ein Merkzeichen meiner Theologie. Das erst sollt ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbs Erinnerung gäbe, daß der Glaube an den Gekreuzigten uns selig macht. Denn so man von Herzen gläubt, wird man gerecht. Obs nu wohl ein schwarz Kreuz ist, mortificiret, und soll auch wehe thun; noch läßt es das Herz in seiner Farbe, verderbt ddie Natur nicht, das ist, es tödtet nicht, sondern behält lebendig. Justus enim fide vivet, sed fide crucifixi (Der Gerechte wird durch den Glauben leben, aber durch den Glauben an den Gekreuzigten.). Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rosen stehen, anzuzeigen, daß der Glaube Freude, Trost und Friede gibt, und kurz in eine weiße fröhliche Rosen setzt, nicht wie die Welt Fried und Freude gibt, darum soll die Rose weiß und nicht roth sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose stehet im himmelfarben Felde, daß solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlischen Freude zukunftig; itzt wohl schon drinnen begriffen, und durch Hoffnung gefasset, aber noch nicht offenbar. Und in osolche Feld ein gulden Ring, daß solch Seligkeit im Himmel ewig währet, und kein Ende hat, und auch köstlich uber alle Freude und Güter, wie das Gold das höhest, köstlichst Erz ist. Christus unser lieber Herr sei mit eurem Geist bis in jenes Leben, Amen. Ex Eremo Grubok (Koburg von rückwärts gelesen. Eremos griech. Einöde) 8. Julii, MDXXX
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J. Friz
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