Urban Sprecher, Pfarrer zu Jessen, an Luther

26.9.1527

Gnade unde Friede in Cristo. Achtbar, wirdiger Er Doctor! Es ist bei mir zur Zeit Er Vulgangus Suan von Nymigk gewest, unde E. A. W. Person halben angezeyet, daß ich mich sulte bei dem Pfarrer zur Elster bemügen unde befleißigen, auf daß er mochte mit der Pfarre vorsorget werden, wie ich denn gethan, unde so ferne gbracht, daß gnannter Pfarrer im Dorf naeh bei Jessen glegen, mit Namen Ruesdorf, unde ihm anhängigk wuste Marken angezogen, welch alles träget jährlichen acht Malder unde 2 Scheffel Korn, daruber bleiben nach 16 Malder Korn zur Elster unde ihre anhängende Dorfer unde Wiesen, die er bei der Pfarre lassen wollt, so E. A. W. durch meinen gnädigesten Herrn ihn fristlichen mit Briefe und Sigil vorsichern wollt, daß auf beden Parten ghalten mocht werden unde nach seime Tode sult gnannt Dorf wieder in die Pfarre zur Elster fallen. Un de dieweile oft gnannter Pfarrer wohl bei Tagen, sal ir Wolfgangs auch das gnannte Dorf Ruesdorf sein Leben langk curiren unde mit Predigen vorsorgen, so auch wie moglich Er Wulfgangus Todes halben ehr abe ginge, daß gnannter Pfarrer gleichwohl das Dorf behalte mit vorigen besriben Stugken unde Angehänge. So ihm ein sulchs geschehn kann unde fristlichen vorwisset sul es alles in E. A. W. Hand sein. Hiemit Gotte befohlen. Bitt Gott vor mich. Aus Jessen, Donnerstag nach Mauricy im 27.

Nomen plebani Er Anthonius Thome.
Urbanus Sprecher, Pfarrer zum Jessen.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Sechster Band.
Briefe vom Januar 1527 – Oktober 1528
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1895