Philipp von Hessen – An Luther und Melanchthon.

Juli 1529.

Philipps von gots gnaden Landgrauen zu Hessen, Grauen zu Catzenelnbogen rc.

Gnad und Fried von Got durch Christum unsern Herrn und erleuchtung des heiligen Geistes zu waarem verstande und waarer bestendigkeit Amen.

Hochgelarter Besunder lieber. Wir haben euer beider insonderheit antwort auff unser neher schreiben, Das wir zu euch mit eignen handen belangend ein freuntlich undisputirlich umherrede mit dem Oecolampadio und etzlicher seines Anhangs, Des zwispalts In Unser Christlichen Religion Fleisch und Bluts unseres Herren und seligmachers Jhesu Christi halber: in welchen ir uns zu dem vermelten tage uff Michaelis zu Marburgk einzukommen und solch freuntlich gesprach vorzunemen und zu schreiben: empfangen alles was inhalts noch der lenge verlesen: Und weil Wir der trostlichen unzwifenlichen Zuuersicht sein: Gefalle solch umherrede, wo Got darzu gnade verleihe: Darumb wir Inen herzlich mit Ernst bitten wollen: Zu einer gutlichen vergleichung und allen guten geraichen: Auch das Jegenteil Uns zu solchem tage mit Gots gnediger verleihung unbeschwert zu erscheinen zugeschrieben hatt, So begeren wir an euch abermals ganz gutlich mit gemach, jr wollet euch hierin gutwillig erzeigen, zu solchem tage erscheinen und uff den tagk Michaelis bei Unns zu Marburgk gewißlich ankommen, Volgendes Donnerstags solch freuntlich und gutlich undisputirlich umherrede, darbei Wir, wil Got, eigner person sein wollen, im Namen Gottes anzufahen unnd das nicht abschlagen noch verhindern, damit deßhalb kein ergernis erstee. An dem thut Ir on Zweiffel allen schwachen gewissen zu trost und ein Christlich gut Wergk, das wir verhoffen zu guten uns solle gereichen. Nachdem aber wir in diesen sachen kein sonder an sich williche oder vertregliche mittel (wie Ir als die woluerstendigen wol konnt bedenken) vorschlagen konnen, So ist unser gnediges gestimmen, Ir wollt selbst uff wege und mittel die zu vergleichung und vereynigung solchs Zwiespalts gelangen mugen, trachten. Das wollen wir euch nicht verhalten und sind auch zu allem gnedigen willen geneigt.

Urkunden aus der Reformationszeit
Ch. Gotthold Neudecker
Cassel, 1836
Bei J. C. Krieger